Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56(11): 423-424
DOI: 10.1055/s-2006-940233
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirkt Mozart? - Gedanken am Ende des Mozartjahres

Does Mozart Music Show Effects? - Some Thoughts at the End of his 250th Birthday CelebrationGeorg  Titscher1 , Stephan  Zipfel2
  • 1Psychokardiologie-Schwerpunkt, II. Med. Abteilung (Kardiologie), Hanusch-Krankenhaus Wien, Österreich
  • 2Abt. Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Med. Universitätsklinik Tübingen
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Publication History

Publication Date:
07 November 2006 (online)

Dr. med. Georg Titscher

„… aber freilich eine Erscheinung wie Mozart bleibt immer ein Wunder, das nicht weiter zu erklären ist.”

(Goethe an Eckermann, 14. Februar 1831)

Beinahe die ganze Welt feiert das Mozart-Jahr zum Gedenken an seinen 250. Geburtstag. Besonders in Deutschland und Österreich kommt man nicht daran vorbei. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass noch nie in der Geschichte ein so großer kultureller, finanzieller, publizistischer und Marketingaufwand mit einem Komponisten oder Künstler überhaupt betrieben wurde. W. A. Mozart ist nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein gesellschaftliches und psychologisches Phänomen. Wie ist es möglich, dass ein Künstler nach fast einem Vierteljahrtausend so viele Menschen anspricht, ja so viele wie niemals zuvor? Noch nie sind so viele seiner Kompositionen so oft (für manche zu oft) mit einer vergleichbaren Breitenwirkung aufgeführt worden. Allein bei den Salzburger Festspielen standen in diesem Jahr 130 Aufführungen seiner Werke auf dem Spielplan. Diese wurden von mehr als 240 000 Menschen live gehört, von der Verbreitung in Hörfunk und TV gar nicht zu reden. In Wien haben am Wochenende seines Geburtstages (27. Januar) über 40 000 Personen Mozart-Veranstaltungen besucht. In Deutschland ist die Zahl der Neuinszenierungen von Don Giovanni, Zauberflöte, Le Nozze di Figaro und auch weniger bekannter Werke nicht mehr überschaubar. Und ganz aktuell findet in der Nähe von Wien zum Thema „Mozart und Science” [1] eine wissenschaftliche Tagung statt, die u. a. mit hochkarätigen Neurowissenschaftlern wie A. Damasio besetzt ist und klären möchte, wie (Mozart-)Musik wirkt.

Drei Thesen sollen versuchen, einige Erklärungen anzubieten, im Wissen und der Überzeugung, dem Phänomen Mozart nur bedingt näher kommen zu können.

Literatur

  • 1 Mozart & Science - Wie Musik wirkt www.mozart-science.at
  • 2 Deininger B, Remmler H. Liebe und Leidenschaft in Mozarts Opern. Eine psychologische Deutung. München; Kösel 2000
  • 3 Barthes R. Mythen des Alltags. Frankfurt; Suhrkamp 1964
  • 4 Rauscher F, Shaw G, Ky K N. Music and spatial task performance.  Nature. 1993;  365 311
  • 5 Campbell D G. The Mozart Effect. Tapping the Power of Music to Heal the Body, Strengthen the Mind, and Unlock the Creative Spirit. New York; Avon Books 1997
  • 6 Twomey A, Esgate A. The Mozart effect may only be demonstrable in nonmusicians.  Percept Mot Skills. 2002;  95 1013-1026
  • 7 Decker-Voigt H-H. Aus der Seele gespielt. Eine Einführung in die Musiktherapie. München; Goldmann 2000
  • 8 Harnoncourt N. Musik als Klangrede. Wien; Residenz 1982

OA Dr. med. Georg Titscher

Psychokardiologie-Schwerpunkt, II. Med. Abteilung (Kardiologie), Hanusch-Krankenhaus

Heinrich-Collin-Straße 30

1140 Wien, Österreich

Email: georg.titscher@wgkk.sozvers.at