Sport und Bewegung sind Themen vieler gesundheits- und sozialwissenschaftlicher Umfragen.
Dabei kommen häufig einfache und knappe Frageformulierungen zum Einsatz, die das Pensum
des Sporttreibens oder der körperlichen Bewegung der Befragten abschätzen sollen.
Die Betrachtung von Zeitreihen aus der Erwachsenenforschung zeigt jedoch, dass verschiedene
Schätzungen nicht zuletzt aufgrund methodischer Einflüsse stark variieren und sich
hieraus Konsequenzen auch für die Kinder- und Jugendforschung ergeben.
Abstract
Sport and physical activity are among the topics of many public health and social
surveys. Frequently, the question wording that is used to estimate the amount of sport
and physical activity is quite simple and concise. Nevertheless, the observation of
time series shows that different estimates vary considerably as a result of methodological
effects. From this, consequences for the research among children and adolescents arise.
Stichworte:
Sport - Bewegung - Survey - Methoden - Epidemiologie
Key words:
Sports - physical activity - survey - methods - epidemiology
Literatur
- 1 Abel T, Bucher S, Duetz M, Niemann S, Walter E. Gesundheitsrelevante Lebensstile
und soziale Differenzierung: Zur Weiterentwicklung eines empirischen Konzepts in der
Public Health Forschung. In: Flick U (Hrsg.): Innovation durch New Public Health.
Göttingen: Hogrefe; 2002: 113-136
- 2
Bourdieu P.
Program for a sociology of sport.
Sociology of Sport Journal.
1988;
5
153-161
- 3 Brinkhoff K P. Sport und Sozialisation im Jugendalter. Entwicklung, soziale Unterstützung
und Gesundheit. Weinheim: Juventa; 1998
- 4
Crosset T W.
Sociology of sport.
International Encyclopedia of the Social and Behavioural Sciences.
2001;
22
14932-14935
- 5 Elias N. Die Genese des Sports als soziologisches Problem. In: Hammerich K, Heinemann
K (Hrsg.): Texte zur Soziologie des Sports. Schorndorf: Hofmann; 1975: 81-109
- 6 Ellert U, Wirz J, Ziese T. Telefonischer Gesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts.
Deskriptiver Ergebnisbericht. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Berlin:
RKI; 2006
- 7
Fuchs M.
Kinder und Jugendliche als Befragte. Feldexperimente zum Antwortverhalten Minderjähriger.
ZUMA Nachrichten.
2004;
54
60-88
- 8
Fuchs R.
Physical activity and health.
International Encyclopedia of the Social and Behavioural Sciences.
2001;
17
11411-11415
- 9
Hoffmeister H, Mensink G BM, Stolzenberg H. et al .
Reduction of coronary heart disease risk factors in the German cardiovascular prevention
study (GCP).
Preventive Medicine.
1996;
25
135-145
- 10 Kohler M, Rieck A, Borch S, Ziese T. Erster telefonischer Gesundheitssurvey des
Robert Koch-Instituts. Methodische Beiträge. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung
des Bundes. Berlin: RKI; 2005
- 11 Klaes L, Rommel A, Cosler C, Zens Y. WIAD-Studie: Bewegungsstatus von Kindern und
Jugendlichen in Deutschland. Frankfurt: DSB; 2001
- 12 Lampert T, Mensink G BM, Ziese T. Socioeconomic status, sports and health - Findings
of the German National Telephone Health Survey 2003 (abstract). Biomedical Journal
2004; 98
- 13
Mensink G BM, Loose N, Oomen C M.
Physical activity and its association with other lifestyle factors.
European Journal of Epidemiology.
1997;
13
771-778
- 14
Oberwittler D, Naplava T.
Auswirkungen des Erhebungsverfahrens bei Jugendbefragungen zu „heiklen Themen”.
ZUMA Nachrichten.
2002;
51
49-77
- 15 Rommel A, Reiche R, Klaes L. Die Gesundheit der Deutschen - 20 Jahre Gesundheitssurveys
in Deutschland. Unveröffentlichter Abschlussbericht. Bonn: WIAD; 2006
- 16 Schnell R, Hill P B, Esser E. Methoden der empirischen Sozialforschung. München:
Oldenbourg; 1989
- 17
Bundes-Gesundheitssurvey 1998 .
Erfahrungen Ergebnisse Perspektiven.
Das Gesundheitswesen.
1999;
61
55-222
- 18
SOEP Group .
The German Socio-Economic Panel (GSOEP) after more than 15 years - Overview.
Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung.
2001;
70 (1)
7-14
- 19 Winkler J, Klaes L, Florijn-Zens Y, Wild-Mittmann B. WIAD-Studie: Sport und Gesundheit.
Bewegung als zentrale Größe von Zufriedenheit, Leistungsfähigkeit und Gesundheitsstabilität. Frankfurt:
DSB; 1996
1 Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf vergleichsweise einfache Operationalisierungen
der Frage nach der Sporthäufigkeit, wie sie sich in vielen Studien ausschließlich
finden. Im Motorik-Modul der KiGGS-Studie und in Teilen auch in Gesundheitssurveys
bei Erwachsenen werden Sport und Bewegung getrennt voneinander und deutlich aufwendiger
und genauer erfasst. Die Hauptaussagen des Beitrages in Bezug auf die Auswirkungen
unterschiedlicher Operationalisierungen auf die Ergebnisschätzung werden dadurch jedoch
nicht tangiert.
2 Der präsentierte Vergleich ist Teil eines Projekts zur Erstellung eines Zeitreihendatensatzes,
das im Auftrag des RKI im Jahr 2005 durch das WIAD durchgeführt wurde [15] und an frühere Analysen der Gesundheitssurveys u. a. zum Thema Sport und Bewegung
anschließt [12]
[13].
3 Grundsätzlich gilt anzumerken, dass es verschiedene, häufig sachlich bedingte Gründe
geben kann, warum Fragestellungen verändert und damit Zeitreihen durchbrochen werden.
Bei den Gesundheitssurveys spielt neben erhebungsmethodischen Gründen (Umstellung
auf Telefonbefragung) auch die Tendenz zur Anpassung von Erhebungsinstrumenten auf
EU-Ebene eine Rolle (räumliche vs. zeitliche Vergleichsmöglichkeiten).
4 Bei den Erklärungsversuchen dieses Abschnittes ist zu beachten, dass methodisch klassifizierte
Effekte immer auch durch tatsächliche Variationen im Antwortverhalten verstärkt, abgeschwächt
oder zum Verschwinden gebracht werden können. Dieser Aspekt ist bei den Gesundheitssurveys
stärker als im SOEP einzubeziehen, da die Erhebungszeitpunkte zeitlich weiter auseinanderliegen
und damit potenziell stärkere tatsächliche Änderungen zwischen zwei Zeitpunkten im
Bereich des Möglichen liegen.
Korrespondenzadresse
A. Rommel
Wissenschaftliches Institut der Ärzte Deutschlands (WIAD) gem. e. V.
Ubierstraße 78
53173 Bonn
Phone: 02 28/8 10 41 69
Email: alex.rommel@wiad.de