Gastroenterologie up2date 2006; 2(4): 271-306
DOI: 10.1055/s-2006-945115
Darm/Anorektum

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnostik und Therapie des Reizdarmsyndroms

Stephan  K.  Böhm, Wolfgang  Kruis
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Publikationsdatum:
05. Januar 2007 (online)

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Kernaussagen

Krankheitskriterien, sozioökonomische Bedeutung und Pathogenese

  • Das Reizdarmsyndrom ist nach den Rom-III-Kriterien definiert als wiederkehrende abdominelle Schmerzen oder abdominelles Unbehagen, assoziiert mit mindestens 2 der folgenden Kriterien: gebessert nach Defäkation, mit Änderung der Stuhlfrequenz verbunden, mit einer Änderung der Stuhlkonsistenz verbunden.

  • Aufgrund der häufig hohen Kosten für Diagnostik und Therapie, aber auch durch die erheblichen Arbeitsausfallszeiten hat das RDS eine große ökonomische Bedeutung.

  • Das „klassische” pathogenetische Modell sieht das RDS als eine biopsychosoziale Störung, die auf der Interaktion psychosozialer Faktoren, veränderter Darmmotilität und viszeraler Hypersensitivität beruht. Die Rollen einer vorausgehenden Gastroenteritis, des Serotoninstoffwechsels und der Zusammensetzung der bakteriellen Darmflora im Rahmen der Entwicklung eines RDS sind noch nicht komplett geklärt.

Diagnostik

  • Die Diagnose RDS sollte zielgerichtet und positiv anhand eines diagnostischen Algorithmus (Anamnese, körperliche Untersuchung, Basisdiagnostik) und nicht als Ausschluss- oder Verlegenheitsdiagnose gestellt werden.

  • Bei Vorliegen von Alarmsymptomen ist eine weiterführende Diagnostik, meist in Form einer Koloskopie, erforderlich.

Therapie

  • Eine vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung ist die Basis jeglicher Therapie des RDS, Modifikationen des Lebensstils (Stressabbau) und evtl. Modifikationen der Ernährung sind weitere Allgemeinmaßnahmen.

  • Zu den etablierten Medikamenten, die bei RDS evidenzbasiert zum Einsatz kommen, zählen wasserlösliche Ballaststoffe (Besserung der Obstipation), Loperamid (Besserung der Diarrhö), Spasmolytika (Besserung des Gesamtsymptomkomplexes und Reduktion der Schmerzen und Blähungen) sowie trizyklische Antidepressiva (v. a. bei Schmerzen und Diarrhö).

  • Neue Therapieoptionen bestehen in serotonergen Substanzen (Alosetron, Tegaserod), Probiotika und Lubiproston.

  • Die Effektivität der Hypnotherapie und der kognitiven Verhaltenstherapie wurde in einer Vielzahl kontrollierter Studien überprüft und bestätigt.

  • Von den komplementären und alternativen Therapiemethoden verdient vor allem die Phytotherapie, z. B. mit STW5 (Iberogast®), Beachtung.

Literatur

PD Dr. Stephan Böhm

Evangelisches Krankenhaus Kalk
Innere Medizin

Buchforststraße 2
51103 Köln

eMail: boehm@evkk.de