Gesundheitswesen 2006; 68 - A116
DOI: 10.1055/s-2006-948672

Zusammenhänge von Einflussfaktoren und Burnout-Risiko bei Lehrern und Erziehern

R Seibt 1, J Malbrich 2, D Dutschke 1
  • 1Technische Universität Dresden, Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin
  • 2Technische Universität Dresden, Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften, Fachrichtung Psychologie

Ziel: Lehrer und Erzieher sind erhöhten psychonervalen und vielfältigen sozial-kommunikativen Anforderungen ausgesetzt, aber durch ein unterschiedliches Burnout-Risiko gekennzeichnet. Um gesundheitsförderliche Interventionen am Bedarf der Berufsgruppe zu orientieren, sollte geklärt werden, ob sich arbeits- oder persönlichkeitsbedingte Einflussfaktoren unterschiedlich auf das Burnout-Risiko in diesen Berufsgruppen auswirken. Methoden: Bei 100 Gymnasiallehrerinnen und 65 Erzieherinnen (Alter: 45±8 bzw. 44±9 Jahre) wurde das Burnout-Risiko als Syndrom emotionaler Erschöpfung, Zynismus und reduzierter Leistungsfähigkeit untersucht. Als arbeitsplatzbedingte Faktoren wurden Tätigkeitsspielraum, Arbeitsintensität und Effort-Reward Imbalance, als persönlichkeitsbezogene Faktoren Erholungsunfähigkeit, Extraversion und Selbstkontrolle zwischen beiden Berufsgruppen verglichen und ihr Zusammenhang zum Burnout-Risiko geprüft. Ergebnisse: Für Lehrer bestätigt sich ein höheres „Burnout-Risiko“, wobei ein vollständiges Burnout-Syndrom in keinem Fall vorliegt; einzelne Burnout-Symptome geben 58% der Lehrer und 9% der Erzieher an. Lehrer weisen zudem ungünstigere arbeitsplatzbezogene Faktoren auf: geringerer Tätigkeitsspielraum, höhere Arbeitsintensität, ungünstigeres Aufwand-Nutzen-Verhältnis in der Arbeitstätigkeit (0,7 vs. 0,5), was aber jeweils kein gesundheitliches Risiko darstellt. Lehrer fallen zudem durch stärkere Erholungsunfähigkeit auf (31 vs. 6%) und sind extravertierter. Erzieher weisen eine höhere Selbstkontrolle auf. Je höher Arbeitsintensität, Effort-Reward Imbalance, Erholungsunfähigkeit und je geringer der Tätigkeitsspielraum, desto höher ist in beiden Berufsgruppen das „Burnout-Risiko“; dieses wird eher durch arbeits- und weniger durch personenbezogene Faktoren beeinflusst. Schlussfolgerungen: Um ein Burnout-Syndrom zu verhindern und die Gesundheit der Lehrer und Erzieher langfristig zu erhalten, sollten berufsspezifische Risikofaktoren durch Stärkung der persönlichen Ressourcen kompensiert werden. Dazu muss gesundheitsförderliche Präventionsarbeit berufsspezifisch erfolgen und flächendeckend eingeführt werden (z.B. Gesundheitszirkel, Coaching-, Fallbesprechungs- oder Supervisions-Gruppen).