Z Gastroenterol 2006; 44 - CP57
DOI: 10.1055/s-2006-951146

Prozess- und Ergebnisqualität endoskopischer und operativer Therapieverfahren bei Tumoren der Papilla Vateri – Ergebnisse von 110 Patienten

C Schleicher 1, D Tübergen 1, N Senninger 1, M Colombo-Benkmann 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany

Einleitung: Tumore der Papilla Vateri bereiten Schwierigkeiten bei der präoperativen Beurteilung von Dignität und lokaler Tumorausbreitung. Die Auswahl des geeigneten Therapieverfahrens wird daher kontrovers diskutiert. Zur Verfügung stehen endoskopische Abtragung (EA), transduodenale Papillenresektion (TPR) und partielle Duodenopankreatektomie (DP).

Methodik und Patienten: Von 1990–2003 wurden 110 Patienten (63Jahre±12) mittels EA (n=26), TPR (n=26) und DP (n=58) behandelt. Die Daten wurden retrospektiv analysiert. Die Nachbeobachtungszeit betrug 28 Monate±24.

Ergebnisse: Nach EA fanden sich Adenome (n=23), Adenomyome (n=1) und Karzinome (CA, n=2). Nach TPR wurden Adenome (n=12), Adenomyome (n=2), Papillitis (n=11) und CA (n=1) diagnostiziert. Nach DP fanden sich CA (n=43; Stadium Ia 16%, Ib 26%, IIa 7%, IIb 44%, III n=7%), Adenom (n=12), neuroendokrine Tumore (n=2) und Papillitis (n=1). Die Morbidität nach EA betrug 15% (akute Pankreatitis n=2, Papillenblutung n=2). Morbidität und Mortalität nach TPR betrugen 19% (Pankreatitis n=3, Fasziendehiszenz n=1) bzw. 4%. Die Mortalität nach DP lag bei 3%, die Morbidität bei 27% (Insuffizienz der Pankreatiko-Jejunostomie n=9, Pankreasfistel n=1, intraabdomineller Abszess n=3, Wundinfektion n=2, Magenausgangsstenose n=1). 34,5% (n=9) entwickelten ein Adenomrezidiv nach EA. Intraduktales Tumorwachstum (n=6;38% vs. n=4;13%) und positive Resektionsränder (n=4;25% vs. n=0) wurden signifikant häufiger beobachtet als bei Patienten, die rezidivfrei blieben (p<0.05). Die Rezidivrate nach TPR (4%) war signifikant niedriger als nach EA (p<0.05). Die mediane Überlebenszeit der Patienten mit CA betrug nach DP 28,5 Monate. Die 1-, 3 bzw. 5-Jahresüberlebensrate betrug 79%, 45% bzw. 12%.

Schlussfolgerung: TPR und EA sind die Verfahren der Wahl bei benignen Papillentumoren. Adenomrezidive werden nach TPR signifikant seltener beobachtet. Entscheidend für die erfolgreiche Therapie mittels EA ist die präoperative Beurteilung der intraduktalen Tumorausdehnung und eine histologisch im Gesunden erfolgte Abtragung. Karzinome der Papilla Vateri sollten mittels DP therapiert werden, da trotz in der Regel frühzeitiger Diagnosestellung ein Großteil der Patienten zum Operationszeitpunkt bereits ein nodal-positives Tumorstadium aufweist.