Z Gastroenterol 2006; 44 - CP63
DOI: 10.1055/s-2006-951152

Palliative Therapie des Verschlussikterus bei malignen Tumoren des Pankreaskopfes und der distalen Gallenwege: Stentimplantation oder Hepaticojejunostomie – eine retrospektive Analyse

F Dobrowolski 1, R Grützmann 1, M Distler 1, HD Saeger 1
  • 1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden, Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden, Germany

Die palliative Therapie nimmt einen wesentlichen Stellenwert bei der Behandlung des Pankreaskopfkarzinoms ein. Hier konkurrieren die interventionellen mit den chirurgischen Verfahren.

Wir haben unser Patientengut hinsichtlich dieser Verfahren retrospektiv untersucht. Es wurden Daten zur Art der Therapie sowie zu Eingriffs-bezogenen Komplikationen und den Überlebenszeiten erhoben. Das Patientengut wurde in 3 Gruppen eingeteilt: Gruppe 1 (nur Stent zur Gallenableitung), Gruppe 2 (präoperativ Stent, dann Laparotomie mit dem Ziel der Resektion. Wegen lokaler Irresektabilität oder unerwarteten Fernmetastasen erfolgte die palliative Hepaticojejunostomie, oder Anlage einer Hepaticojejunostomie bei insuffizientem Stent bei diagnostisch gesicherter Irresektabilität oder Fernmetastasierung) und Gruppe 3 (Hepaticojejunostomie ohne präoperativen Stent). Bei den Patienten der Gruppe 1, die in der Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums behandelt und nachgesorgt wurden, ermittelten wir zusätzlich die Frequenz der Stentwechsel.

Im Zeitraum von 10/1993 bis 12/2002 wurden 247 Patienten in die oben aufgeführten Gruppen eingeteilt: 138 Patienten (56%) Gruppe1; 68 Patienten (28%) Gruppe 2 und 41 Patienten (16%) Gruppe3. Die 30-Tagesletalität betrug in den Gruppen 1,2 und 3 jeweils 2.2%, 0% und 2.4%, bei einer Morbidität von 6.5%, 19.1% und 21,9%. Das mittlere Wechselintervall für die Patienten der Gruppe 1 betrug 70,8 Tage (±32). Die mediane Überlebenszeit war nach Stentimplantation allein signifikant schlechter als nach Stent und anschließend operativer Ableitung (5.1 vs. 9.4 Monate, p<0,001).

Nach Analyse der eigenen Ergebnisse kann eine operative Ableitung suffizient und mit einer akzeptablen Komplikationsrate durchgeführt werden. Bezieht man die nötigen Stentwechsel in Betracht, könnte bei einer vermuteten Lebenserwartung von mehr als 6 Monaten die operative Hepaticojejunostomie der interventionellen Stenteinlage überlegen sein. Besonders bei erst intraoperativ nachweisbarer Inoperabilität eines Pankreaskarzinoms ist auch bei bereits liegendem Stent die Anlage einer biliodigestiven Anastomose zu erwägen.