Z Gastroenterol 2006; 44 - CP65
DOI: 10.1055/s-2006-951154

Die totale Pankreatektomie – Renaissance eines verbannten Operationsverfahrens?

MW Müller 1, R Dahmen 1, J Kleeff 1, D Breisch-Girbig 1, U Hinz 2, P Berberat 1, MW Büchler 1, H Friess 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Abt. für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Heidelberg, Germany
  • 2Universitätsklinikum Heidelberg, Statistik und Dokumentation, Abt. für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Heidelberg, Germany

Einleitung: Die erste totale Pankreatektomie wurde 1954 beschrieben um die hohe Mortalität und Morbidität und das ungenügende Langzeitüberleben der klassischen Whipple-Operation zu verbessern. Im Gegenteil fand sich jedoch eine postoperative Verschlechterung des Ernährungszustandes mit deutlicher Limitierung und Verschlechterung der Lebensqualität weshalb diese Operation kaum mehr durchgeführt wurde. In den letzten Jahren werden zunehmend mehr totale Pankreasresektionen durchgeführt, da Operationsindikationen ausgedehnt werden und sich das postoperative Management dieser Patienten verbessert hat.

Methodik: In einer prospektiv unizentrischen Studie wurden die Daten von Patienten die zwischen 10/2001–08/2005 eine totale Pankreatektomie erhielten, ausgewertet. Zusätzlich wurde ein Follow-up hinsichtlich Lebensqualität (EORTC QLQ-C30) und der Blutzuckereinstellung durchgeführt.

Ergebnis: Eine totale Pankreatektomie wurde bei 72 Patienten (45 Männer, 27 Frauen, 59±12 Jahre) durchgeführt. Eine tumoröse Raumforderung oder Metastase stellte bei 65 Patienten und eine chronische Pankreatitis bei 7 Patienten die Indikation zur Operation dar. 11 Patienten wurden aufgrund eines Karzinomrezidivs, nach vorausgegangener Pankreasresektion, total pankreatektomiert. Die OP-Dauer betrug 395±116min., der Blutverlust 1450±1243ml. Chirurgische Komplikationen traten bei 17 Patienten (23,6%) auf, wobei eine Nachblutung mit 6,9% (5 Pat.) und die Magenentleerungsstörung mit 5,6% (4 Pat.) am häufigsten waren. Eine Anastomoseninsuffizienz der biliären Anastomose trat bei 1 Patienten (1,3%) auf. Ebenfalls bei einem Patienten trat eine Insuffizienz der Duodenojejunostomie auf. Eine Relaparotomie wurde bei 9 Pat. (12,5%) notwendig. Die Letalität lag bei 5,6% (4 Pat.). Die Krankenhausliegezeit betrug 13,2±12,7 Tage. Die Lebensqualität im Langzeit-Follow-up war vergleichbar der nach Whipple'scher Operation.

Schlussfolgerung: Die totale Pankreatektomie kann heute mit vergleichbar niedriger Mortalität und Morbidität wie eine Whipple'sche Operation durchgeführt werden. Die postoperative Lebensqualität ist mit der nach Whipple-Operation vergleichbar. Die totale Pankreatektomie stellt heute ein Operationsverfahren dar, welches bei ausgewählten Patienten sicher eingesetzt werden kann.