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DOI: 10.1055/s-2006-951157
Ist die elektive chirurgische Behandlung von „giant“ Hämangiomen bei asymptomatischen Patienten gerechtfertigt?
Hintergrund: Chirurgische Therapie ist bei symptomatischen Hämangiomen allgemein akzeptiert. Ob die elektive chirurgische Therapie von „giant“ Hämangiomen (Durchmesser >4cm) gerechtfertigt ist, ist unklar.
Patienten und Methoden: Zwischen 1990 und 2004 wurden bei 91 Patienten mit „giant“ Hämangiomen eine elektive Leberresektion durchgeführt. Vier Patienten wurden wegen rupturierten Hämangiomen notfallmäßig laparotomiert. Die Indikation für die Operation waren abdominelle Beschwerden bei 52 Patienten, fragliche Dignität bei 11 Patienten, Größenprogredienz ohne Symptomatik bei 8 Patienten und Angst bei 20 Patienten. Es waren 32 (34%) Männer und 63 (66%) Frauen, das mediane Alter betrug 56 (24–81) Jahre. Die Patienten wurden entsprechend der Indikation (symptomatisch (SGH), [n=56] versus asymptomatisch (AGH), [n=39]) in zwei Gruppen aufgeteilt und hinsichtlich der prä-, intra und postoperativen Merkmale verglichen.
Ergebnisse: Bezüglich der präoperativen Merkmale wie Alter, Geschlecht und antikonzeptive Therapie gab es keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen. In der AGH-Gruppe waren signifikant häufiger solitäre Hämangiome vertreten. Ebenso waren präoperative Werte für GOT, γ-GT und Alkalische Phosphotase signifikant niedriger. Die mediane Größe der Hämangiome betrug 8,8 (4–23) Zentimeter und 8,5 (4–21) Zentimeter für SGH und AGH. Zwei der notfallmäßig laparotomierten Patienten hatten einen Kasabach-Merrit-Syndrom. Hinsichtlich des Resektionsausmaßes waren beide Gruppen vergleichbar. In der Gruppe der asymptomatischen Patienten war der intraoperativer Blutverlust, Anzahl der substituierten Blutkonserven und die Abklemmzeit im Rahmen des Pringle-Manövers signifikant niedriger. Zwei Patienten aus der SGH-Gruppe verstarben postoperativ. Die Gesamtmorbidität betrug für SGH 21%, für AGH 7% (p=0,002). Sechsundvierzig (82%) Patienten mit Symptomen vor der Operation waren postoperativ beschwerdefrei.
Schlussfolgerung: Fehlende Mortalität und Morbidität von 7% rechtfertigen eine elektive chirurgische Therapie von asymptomatischen „giant“ Hämangiomen. Der dringende Patientenwunsch aus Angst vor eine Ruptur, die bis hin zur völligen sozialen Isolation führen kann, kann eine Indikation für eine chirurgische Therapie darstellen.