Z Gastroenterol 2006; 44 - CP73
DOI: 10.1055/s-2006-951162

Bipolare Radiofrequenz-Sonde zur schnellen und blutungsarmen Leberparenchymdissektion

D Stippel 1, T Herbold 1, C Bangard 2, T Beckurts 1, A Hölscher 1
  • 1Universität zu Köln, Klinik und Poliklinik für Visceral- und Gefäßchirurgie, Köln, Germany
  • 2Universität zu Köln, Institut für Radiologische Diagnostik, Köln, Germany

Einleitung: Der intraoperative Blutverlust und mögliche postoperative Gallefisteln sind die häufigsten Komplikationen einer Leberresektion. Veränderungen des Leberparenchyms oder Koagulopathien erhöhen das Blutungsrisiko. Erste Erfahrungen mit einer Parenchymdissektion auf der Basis einer Radiofrequenz induzierten Koagulation der Resektionsfläche waren unter anderem durch den hohen Zeitaufwand für diese Technik limitiert.

Methode: Eine neuartige Technik verwendet einen bipolaren Applikator (Habib 4X) mit vier Elektroden zur Parenchymdissektion. Die Leistungsabgabe von 250 Watt wird mit dem Fußschalter gestartet und Software – gesteuert anhand der Impedanzentwicklung gestoppt. Die Koagulation des Gewebes erfolgt mit einer Geschwindigkeit von <5s pro 1cm2 Resektionsfläche. Die Gewebedurchtrennung erfolgt mit dem Skalpell. Gefäße bis 5mm werden sicher verschlossen. Größere Gefäße können in der lederartig koagulierten Resektionsfläche einfach mittels Naht versorgt werden. Die Resektatgewichte wurden durch den Pathologen bestimmt, die Resektionsfläche mittels planimetrischer Analyse digitaler Fotos.

Ergebnisse: Bei 19 Patienten wurden 26 Leberresektionen durchgeführt, mittleres Alter 63±13 Jahre, Diagnosen Metastasen 13, HCC 4, Hämangiom 2. Bei fünf Patienten war bereits eine Leberresektion vorausgegangen. 2 Hemihepatektomien rechts, 1 erweiterte Hemihepatektomie links und 23 segmentorientierte oder atypische Resektionen wurden durchgeführt, im Mittel wurden 288±210g Leber reseziert. Die Resektionsfläche betrug 90±55cm2. Die mittlere Parenchymdissektionszeit betrug: 24±14 Minuten. In der mittleren Schnitt-Nahtzeit von 139±47 Minuten sind bei 3 Patienten 8 zusätzliche Radiofrequenzablationen, 1 Adrenalektomie und 7 Cholezystektomien enthalten. Der mittlere Blutverlust betrug 482ml±488ml und war durch die Voroperationen mit bedingt, 2 Patienten erhielten 1 bzw. 3 Transfusionen. Als späte Komplikationen traten 2 Gallefisteln auf, die mittels CT-gesteuerter Drainage therapiert wurden.

Schlussfolgerungen: Der neue bipolare Applikator erlaubt eine schnelle und sichere Parenchymdissektion, die blutungsarm ist. Die Interaktion mit Gallewegen bedarf weiterer Evaluation.