Z Gastroenterol 2006; 44 - CP83
DOI: 10.1055/s-2006-951172

Anatomische Klassifikation der Pankreaticojejonostomie korreliert mit der postoperativen Fistelrate nach Whipple-Operation

O Kollmar 1, S Richter 1, W Lindemann 1, M Bolli 1, MK Schilling 1
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Homburg/Saar, Germany

Leckagen nach Pankreaticojejunostomie treten in der Pankreaschirurgie postoperativ in 10–29% der Patienten auf (abhängig von der Anastomosentechnik, dem Schwierigkeitsgrad der Anastomose und der Definition der Insuffizienz/Leckage). In der vorliegenden prospektiven Untersuchung wurden die anatomischen Gegebenheiten des zu anastomosierenden Pankreas klassifiziert und das Auftreten einer postoperativen Pankreasfistel/-leckage mit dem Schweregrad der Anastomose korreliert.

Methodik: 67 Patienten konnten in die prospektive Studie eingeschlossen werden. Die Pankreasanatomie wurde nach Resektion des Pankreaskopfes vor Anlage der Pankreaticojejunostomie wie folgt klassifiziert: Konsistenz des Pankreasparenchyms weich: 3 Punkte/leicht verhärtet: 2 Punkte/hart: 1 Punkt. Pankreasgang <2mm: 3 Punkte/2–5mm: 2 Punkte/>5mm: 1 Punkt. Das Auftreten einer postoperativen Pankreasfistel wurde über eine klinisch-graduierte Klassifikation in Grad A, B und C eingeteilt.

Ergebnisse: Bei 43/67 Patienten (41m, 26w; ASA-Score: 2,29±0,06) wurde eine pyloruserhaltende-Whipple Operation aufgrund eines malignen Tumors mit erweiterter Lymphadenektomie, bei 17 Patienten aufgrund einer chronischen Pankreatitis durchgeführt. Bei einer Konsistenz des Pankreasparenchyms von 2,02±0,11 nach oben aufgeführtem Score und einem mittleren Durchmesser des Pankreasgangs von 3,67±0,25mm konnte eine anatomische Klassifikation der Pankreaticojejonostomie von 4,17±0,16 für das Gesamtkollektiv berechnet werden. Postoperativ trat bei n=6 Patienten eine als Grad A, bei n=7 Patienten eine als Grad B und bei n=2 Patienten eine als Grad C klassifizierte Pankreasfisteln auf, wobei ein Patient aufgrund einer Pankreasfistel Grad C verstarb. Wie in der folgenden Graphik mit aufgetragen, korreliert das Auftreten einer postoperativen Pankreasfistel mit dem Schwierigkeitsgrad der Pankreaticojejunostomie.

Schlussfolgerung: Die Rate an postoperativen Pankreasfisteln Grad B+C von 13,4% liegt in dem Bereich der in der Literatur angegebenen Daten. Die Leckagerate korreliert mit einem Koeffizienten der oben aufgeführten einfachen Klassifikation. Interventionelle Studien zur Leckagerate nach Pankreaticojejunostomie können anhand dieser Klassifikation stratifiziert werden.