Z Gastroenterol 2006; 44 - CP86
DOI: 10.1055/s-2006-951175

Resektionen bei hepatozellulärem Karzinom – ist die Morbidität bei Leberzirrhose erhöht?

C Wullstein 1, I Rako 1, P Noth 1, C Gog 1, M Golling 1, WO Bechstein 1
  • 1Johann Wolfgang Goethe-Universität, Klinik für Allgemein- und Gefäßchirurgie, Frankfurt am Main, Germany

Einleitung: Die einzigen kurativen Therapieverfahren beim hepatozellulären Karzinom (HCC) sind die Lebertransplantation und die Resektion. Das Vorliegen einer Leberzirrhose begrenzt das Resektionsausmaß und kann die Morbidität erhöhen.

Methode und Material: Zwischen August 2002 und Juli 2005 wurden 112 Patienten mit HCC behandelt, von diesen wurden 31 Patienten (27,7%) reseziert. In einer retrospektiven Analyse werden die Ergebnisse der Patienten mit Resektionen von HCC's in Zirrhose (zirrHCC, n=15) mit den Resektionen von HCC's ohne Zirrhose (oHCC, n=16) in Hinblick auf Resektionsausmaß, Mortalität, Morbidität und Leberfunktionseinschränkung verglichen.

Ergebnisse: Von den 15 Leberzirrhosen befanden sich 13 in Stadium A und 2 in Stadium B. Der CLIP-Score war höher bei zirrHCC (67% CLIP >0) als bei oHCC (12,5% CLIP>0; p=0,003). Die Größe der HCC's unterschied sich nicht (6,6cm oHCC vs. 7,3cm zirrHCC, p=0,71). Die Rate an R0 Resektionen war 16/16 bei oHCC und 11/15 bei zirrHCC (p=0,04). Die OP-Zeit betrug 175min. ohne Unterschieden zwischen den Gruppen (p=0,62). Der mediane Bedarf an intraoperativen Eryrthrozyten-Konzentraten betrug in beiden Gruppen Null. Kein Patient verstarb während des Krankenhausaufenthaltes. Die Morbidität betrug 50% bei oHCC und 67% bei zirrHCC (p=0,47). Die Rate an Re-Interventionen war 2/16 oHCC versus 1/15 zirrHCC. Die postoperative Leberfunktionseinschränkung war bei zirrHCC ausgeprägter. Das frühpostoperative (72h) maximale Serum-Bilirubin war 1,8mg/dl bei oHCC und 2,9mg/dl bei zirrHCC (p=0,11). Der kleinste Quick-Wert im selben Zeitraum bei 63,1% (oHCC) und 51,5% bei zirrHCC (p=0,03). Die stationäre Verweildauer betrug 12,3 Tage bei oHCC und 17,2 Tage bei zirrHCC (p=0,054).

Schlussfolgerung: Die Mortalität und Morbidität der Resektionen von HCC's bei Leberzirrhose ist im untersuchten Kollektiv nicht erhöht. Die höhere Rate an R1-Resektionen ist am ehesten Ausdruck der Sorge um eine ausreichende Restfunktion der Leber bei Zirrhose. Die ausgeprägteren Leberfunktionseinschränkungen und die längere Krankenhausverweildauer der Patienten mit zirrHCC sind Ausdruck der verlängerten Rekonvaleszenz der Patienten mit einer Leberzirrhose.