Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56(12): 488-492
DOI: 10.1055/s-2006-951818
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Meditation aus neurobiologischer Sicht - Untersuchungsergebnisse bildgebender Verfahren

The Neurobiological Dimension of Meditation - Results from Neuroimaging StudiesNorbert-Ullrich  Neumann1 , Karel  Frasch1
  • 1Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Bezirkskrankenhaus Günzburg, Abt. Psychiatrie II der Universität Ulm (Prof. Dr. T. Becker)
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eingereicht 28. Februar 2006

akzeptiert 22. August 2006

Publication Date:
06 December 2006 (online)

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Zusammenfassung

Allgemein kann Meditation als vollständige, absichtslose Konzentration auf eine Tätigkeit, einen Gegenstand oder einen Gedanken verstanden werden. Angeblich unterscheidet sich die psychische Dimension der meditativen Erfahrung fundamental von „normalpsychologischen” Zuständen. Mit dem meditativen Zustand werden Begriffe wie Zeitlosigkeit, Grenzenlosigkeit und „Ichlosigkeit” in Verbindung gebracht. Lässt sich eine spezifische neuronale Matrix solcher Zustände identifizieren? Bildgebende Verfahren (fMRI, PET, SPECT) erscheinen geeignet, entsprechende neuronale Aktivitätsmuster abzubilden. Es werden die Ergebnisse von Studien mit bildgebenden Verfahren über Meditation - ermittelt anhand einer Literaturrecherche - dargestellt und diskutiert. Die Befunde sind nicht einheitlich. Dennoch scheinen die Untersuchungsergebnisse die Hypothese, dass dem meditativen Zustand eine spezielle neuronale Aktivität zugrunde liegt, die sich vom „normalen” Ruhe- und Bewusstseinszustand unterscheidet, zu untermauern. Als relativ konsistenter Befund findet sich eine Aktivierung von frontalen, präfrontalen und zingulären Kortexarealen. Möglicherweise entsprechen diese Parameter auf der Ebene neuronaler Aktivität dem psychischen Zustand vollständiger oder weitgehender „Ichlosigkeit” (d. h. fehlender Selbstwahrnehmung des Individuums) im Wachzustand. Die Studien weisen diverse methodische Mängel auf und es fehlt an Vergleichbarkeit, da sehr unterschiedliche Meditationsarten untersucht wurden. Mit verbesserter Methodik könnten neurobiologische Untersuchungen der Meditation u. a. wesentlich zum Verständnis von Bewusstseinsphänomenen beitragen.

Abstract

Meditation in general can be understood as a state of complete and unintentional silent and motionless concentration on an activity, an item or an idea. Subjectively, meditative experience is said to be fundamentally different from „normal” mental states and is characterized by terms like timelessness, boundlessness and lack of self-experience. In recent years, several fMRI- and PET-studies about meditation which are presented in this paper have been published. Due to different methods, especially different meditation types, the results are hardly comparable. Nevertheless, the data suggest the hypothesis of a „special” neural activity during meditative states being different from that during calm alertness. Main findings were increased activation in frontal, prefrontal and cingulate areas which may represent the mental state of altered self-experience. In the present studies, a considerable lack of scientific standards has to be stated making it of just casuistic value. Today's improved neurobiological examination methods - especially neuroimaging techniques - may contribute to enlighten the phenomenon of qualitatively different states of consciousness.