Der Klinikarzt 2006; 35(10): XVI
DOI: 10.1055/s-2006-954436
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Bessere Heilung, weniger Schmerzen - Infrarotbestrahlung nach Magen-Darm-OP verkürzt Klinikaufenthalt

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Publikationsdatum:
02. November 2006 (online)

 

Quelle: Hartel M, Hoffmann G, Wente MN et al. Randomized clinical trial of the influence of local water filtered infrared A irradiation on wound healing after abdominal surgery. Br J Surg 2006; 93: 952-960

Thema: Die Wundheilung nach einer Bauchoperation kann langwierig und schmerzhaft sein. Hinzu kommt eine mit bis zu 15% nicht zu vernachlässigende Rate an Infektionskomplikationen, welche die Heilung zusätzlich verzögern können. Deshalb suchen Chirurgen nach schonenden Maßnahmen zur besseren Wundheilung.

Projekt: Eine interessante Möglichkeit scheint dabei die Bestrahlung der Wunde mit gefiltertem Infrarotlicht (Wellenlänge: 780-1400 nm) zu sein. Heidelberger Chirurgen haben jetzt den Nutzen dieser Behandlung randomisiert und doppelblind evaluiert. Insgesamt 111 Patienten wurden ab dem Folgetag nach ihrer elektiven Magen-Darm-Operation bis zu zehn Tage lang zweimal täglich für 20 Minuten entweder mit einer normalen Lampe mit sichtbarem Licht (Kontrollgruppe) oder zusätzlich mit gefiltertem Infrarotlicht bestrahlt.

Ergebnis: Alle 46 Patienten der Infrarotgruppe hatten während und nach der Bestrahlung geringere Schmerzen als die Patienten der Kontrollgruppe (p < 0,001) und benötigten signifikant weniger Analgetika. Ihre Wunden heilten schneller und besser. Zudem trat nur bei drei dieser Patienten postoperativ eine Wundinfektion auf, in der Kontrollgruppe waren sieben der 48 Patienten betroffen. Allerdings war dieser Unterschied nicht signifikant (p = 0,208). Außerdem ermittelten die Ärzte höhere Sauerstoffpartialdrücke und höhere Temperaturen in den Wunden der Patienten, die mit dem Infrarotlicht bestrahlt wurden.

All dies übersetzte sich in eine geringere Krankenhausverweildauer der Patienten der Verumgruppe. Sie konnten im Schnitt - zwei Tage früher als die Patienten der Kontrollgruppe - nach neun Tagen die Klinik verlassen (p = 0,037). Den positiven Effekt erklären sich die Ärzte durch die lokale Auswirkung der Bestrahlung auf das Wundgewebe. Die Wärme wirkt vasodilatierend, Schmerzmediatoren werden durch den vermehrten Blutfluss weggespült. Der hohe Sauerstoffpartialdruck wiederum regt die Produktion von Wachstumsfaktoren an, die die Neoangiogenese und damit die Wundheilung stimulieren. Auch die geringere Wundinfektionsrate könnte durch die bessere Versorgung mit Sauerstoff getriggert sein, vermuten die Autoren - geben aber einschränkend zu bedenken, dass damit möglicherweise die Infektionen einfach später auftreten. Dazu kommen noch direkte Effekte des Infrarotlichts auf immunmodulierende Zellen und die Wundheilung.

Fazit: Eine kürzere Krankenhausverweildauer sowie ein reduzierter Analgetika- und eventuell auch Antibiotikabedarf könnte sich sicher positiv auf die Kostensituation auswirken. Doch eine abschließende Beurteilung des Sparpotenzials ist aufgrund der Größe der Studie derzeit nicht möglich. Immerhin: Die Methode ist schonend und wenig aufwändig, sodass es sich lohnt, sie weiter zu verfolgen.

Key Words: Infrarotbestrahlung - Wundheilung

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