Zusammenfassung
Hintergrund: Die Frage nach dem „guten Arzt” wird gegenwärtig sehr häufig gestellt und im internationalen Schrifttum auch systematisch bearbeitet. Dass der (Be-)Ruf des Arztes ins Gerede gekommen ist, kann als Symptom dafür genommen werden, dass sich die Profession ihrer ärztlichen Leitbilder erneut vergewissern muss.
Methode: In einem ersten Schritt haben wir in einer inhaltsanalytischen Pilotstudie die Interviews mit universitären Professionsvertretern untersucht (n = 83), denen in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift die Frage „Wann ist ein Arzt ein guter Arzt?” zur Stellungnahme vorgelegt wurde. Die Inhaltsanalyse folgte den Prinzipien einer zirkulären, gegenstandsbezogenen Rekonstruktionsmethode im Sinne einer Grounded Theory . Die Analysekategorien wurden nicht vorgängig, abstrakt und gegenstandsunabhängig, sondern sukzessive, konkret und in der Bewährungsprobe am Datenmaterial gewonnen.
Ergebnisse: 249 von 261 kodierbaren Texteinheiten aus 83 Interviews ließen sich einer von insgesamt 9 Kategorien zuordnen. Die Bedeutungskonstituenten „Fachkompetenz”, „Empathie” und „Patientenorientierung” erwiesen sich hierbei als vorherrschend. Weniger häufig wurde das Arztbild um die Komponenten „Handlungskompetenz”, „Authentizität”, „Helfer”, „Reflexivität”, „Lernbereitschaft” und „Kooperativität” ergänzt. Diese Befunde ergaben sich unabhängig von Lebensalter und fachlicher Ausrichtung der Befragten.
Folgerungen: Das hier vorgestellte, relativ prägnante Arztbild kann - im Vergleich und in Abgrenzung zu internationalen Vorbildern - Ausgangspunkt für weitere Diskurse sein. Die Datenbasis sollte in komparativen Studien erweitert werden, die Arztbilder von Professoren etwa denen von Medizinstudierenden, Hausärzten und Patienten gegenüberstellen.
Summary
Background: Several professional bodies have developed influential documents which have tried to describe the essential competences of a good doctor. Such an initiative has not been previously conducted in German-speaking countries. Differences between the published statements point towards the significance of differences in the respective sociocultural setting.
Methods: The first step was to take advantage of a series of standardized written interviews [including the item „What makes a doctor a good doctor?”], conducted with leading German physicians and published serially in the Deutsche Medizinische Wochenschrift. Responses were qualitatively analysed by three assessors in accordance with Grounded Theory . Text fragmentation and assignment of categories was built successively: it was based on the actual material and repeatedly revised.
Results: 261 statements were extracted from a total of 83 interviews. It was possible to assign 249 of them to one of the following nine categories: „knowledge”, „empathy” and „patient orientation” and, less frequently „practical competence”, „genuineness”, „helper”, „awareness of limits”, „life-long learning” and „cooperation”. Results were similar for older and younger physicians, or when comparing representatives of clinical and theoretical disciplines.
Conclusions: It will be worthwhile to survey and evaluate the opinion of additional members of the medical profession and of patients and others with a stake in the health system - comparing and delineating results from different countries - so that a more comprehensive picture can be drawn of „the good doctor”.
Schlüsselwörter
Professionalität - Inhaltsanalyse
Key words
professionalism - content analysis