Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2006-959054
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Variabilität spirometrischer Daten - Messungenauigkeit oder Krankheitsverlauf?
Publication History
Publication Date:
11 December 2006 (online)
Der klinische Verlauf der COPD zeigt sich in Vital- und Ein-Sekunden-Ausatmungskapazität (VC, FEV1). Die Zuverlässigkeit dieser Befunde wird gesichert durch Standards, nach denen die Messresultate innerhalb einer Untersuchungssitzung nur in definierten Grenzen voneinander abweichen dürfen. Die ATS (American Thoracic Society) und ihre europäische Schwestergesellschaft fordern eine weitere Verschärfung dieser Richtlinien. Eine amerikanische Studiengruppe untersuchte, in welchem Ausmaß die Messergebnisse überhaupt variieren, den Zusammenhang mit Krankheitsschwere und die Zuverlässigkeit der Abweichung. Am J Resp Crit Car Med 2006; 173: 1106-1111
Aus 2 großen Studien über COPD-Patienten standen Daten zur Verfügung. Dabei handelte es sich um die nationale Emphysemuntersuchung NETT und die Studie LHS zur allgemeinen Lungengesundheit. 5886 Patienten aus LHS und 1215 aus NETT hatten in der Lungenfunktionsprüfung eine Atemwegsobstruktion. Sie waren durchschnittlich 48 respektive 66 Jahre alt. 62% waren Männer. Während der Basisevaluation wurden zwei Spirometrien durchgeführt. Die durchschnittliche Einsekundenausatmungskapazität betrug in der LHS-Gruppe 2,64 und für die NETT-Patienten 0,68 l mit Standardabweichungen von ± 0,6 und 0,22 l (percent-predicted FEV1 75,1 vs 23,7%). Die COPD der LHS-Patienten wurde als leicht bis mäßig eingestuft, während bei den NETT- Teilnehmern eine schwere bis sehr schwere Form vorlag, sodass sich insgesamt eine breite Spannweite für die Krankheitsintensität ergab. Eine zweite Untersuchung erfolgte nach 24,9 (± 17,1) bzw. 85,7 (± 21,7) Tagen.
Die Differenz zwischen den Untersuchungsresultaten wurde auf zwei Arten berechnet. Zum einen als absolute Zahl, das heißt als Subtraktionswert aus beiden Ergebnissen. Der prozentual berechnete Wert ergab sich aus der Differenz zwischem zweitem und erstem Testergebnis dividiert durch das erste Resultat. Die Reproduzierbarkeit von FEV1 und FVC wurde gesondert analysiert. Die Reproduzierbarkeit der FEV1-Ergebnisse (innerhalb einer Sitzung) nahm mit steigender Obstruktion ab. Die Absolutwerte änderten sich aber trotz stärkerer Obstruktion insgesamt nur geringfügig (0,106 ± 0,10 ml). Über 90% der Patienten hatten unabhängig vom Obstruktionsgrad eine Differenz <225 ml. Die Prozentangaben spiegelten Differenzen stärker wider. Bei geringer erwarteter prozentualer Ein-Sekunden-Ausatmungskapizität zeigten sich Messunterschiede in steigenden prozentualen Abweichungen. Die Differenzen zwischen Erst- und Wiederholungsmessung nahmen bei der FVC mit steigendem Obstruktionsgrad zu. Die Variabilität war in der NETT-Gruppe größer als bei den LHS-Probanden und ausgeprägter als bei der FEV1. Dies galt für die absoluten und prozentual ausgedrückten Werte. Um eine tatsächliche klinische Veränderung von erster zu zweiter Sitzung zu konstatieren, müsse nach L. B. Herpel et al. mindestens eine Differenz von 325 ml oder 10% gemessen werden.