Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1991; 26(3): 148-155
DOI: 10.1055/s-2007-1000554
Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Verbrauchsorientierte Ernährungstherapie neurochirurgischer Patienten nach elektiven mittelliniennahen Eingriffen

Total Parenteral Nutrition of Neurosurgery Patients after Elective Midline SurgeryJ. Piek, W. J. Bock
  • Neurochirurgische Universitätsklinik Düsseldorf
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Januar 2008 (online)

Zusammenfassung

11 Patienten, die elektiv wegen verschiedener Erkrankungen des ZNS im Bereich der Mittellinie operiert wurden (Aneurysmen, Hirntumoren), mußten wegen eines protrahierten postoperativen Verlaufs beatmet und parenteral ernährt werden. Das Ernährungsregime umfaßte ab dem 1. postoperativen Tag die Gabe von Zuckeraustauschstoffen und Glukose (18 - 24 kcal/kg/Tag) sowie die Gabe von 1000 ml einer 12,5 %igen Aminosäurenlösung (entsprechend 1,4 - 1,8 g/AS/kg/Tag). Neben den Standardlaborparametern wurden als Parameter des Proteinstoffwechsels Gesamteiweiß, Albumin, Präalbumin und retinobindendes Protein täglich sowie das Pattern der freien Plasmaaminosäuren vor Ernährungsbeginn und am 3., 5. und 7. Tag bestimmt. - Insgesamt zeigten sämtliche Patienten eine erhöhte renale Stickstoffausscheidung mit maximalen Werten von 20 - 30 g/Tag in der 2. Hälfte der Untersuchungsperiode. Durch parenterale Ernährung konnte die kumulative Stickstoffbilanz auf -61,8 g über die Studiendauer unter Bewahrung der kurzlebigen Funktionsproteine reduziert werden. Das Pattern der freien Plasmaaminosäuren zeigte maximale Abweichungen bis zum zweifachen des Normwertes einzelner Aminosäuren zwischen dem 5. und 7. Tag. Erhebliche Abweichungen der Standardlaborparameter fanden sich - bis auf eine mäßige Erhöhung der Leberenzyme - nicht. - Die Autoren schließen hieraus, daß Patienten nach elektiven neurochirurgischen Eingriffen im Mittellinienbereich sich in einer dem Schädel-Hirn-Trauma vergleichbaren katabolen Situation befinden. Unter einer verbrauchsorientierten Ernährungsbehandlung können die Veränderungen im Proteinhaushalt weitgehend normalisiert, die negativen Stickstoffbilanzen jedoch trotz hoher Zufuhr an Aminosäuren nur zum Teil ausgeglichen werden

Summary

The authors report on their results of total parenteral nutrition (TPN) which was performed in a group of 11 comatose patients following elective neurosurgery of different midline lesions (e. g. tumours, aneur-ysms of the anterior communicating artery). Carbohydrates were administered from day 1 postoperatively in a dose of 18 - 24 kcal/kg BW/day. Amino acids were given as a commercially available 12.5 % solution (1.4 - 1.83 g/kg BW/day). Daily routine laboratory values were measured as well as levels of total serum protein, albumin, prealbumin, and retinol-binding protein. Free amino acids in plasma were measured on the day of operation and on day 3, 5, and 7 postoperatively. - Renal nitrogen loss was high with maximal values up to 30 gm/day. By TPN cumulative nitrogen balance remained positive until day 2 and was reduced to -61.8 g at the end of the study period. Short-lived serum proteins remained normal. Free FAA's in plasma increased steadily with their highest levels on day 5 and 7 (twice the normal range). Besides slight elevation of liver enzymes and mild hyperglycaemia, no severe changes were observed in routine laboratory parameters. - The authors conclude that severe catabolism is a common feature in comatose patients after elective midline surgery and is comparable to catabolism following brain injuries. TPN is well indicated in this group as it preserves visceral protein levels and reduces nitrogen loss without severe side effects.

    >