Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1988; 23(4): 209-213
DOI: 10.1055/s-2007-1001620
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Medikamentöse Beeinflussung der Vigilanz in der postnarkotischen Phase - Naloxone oder Physostigmin?

Postnarcotic Vigilance Influenced by Drugs - Naloxone or Physostigmine?H. J. Schneck, G. Tempel, B. v. Hundelshausen
  • Institut für Anaesthesiolgie der Technischen Universität München Klinikum rechts der Isar (Direktor: Prof. Dr. E. Kolb)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Januar 2008 (online)

Zusammenfassung

In der problematischen Aufwachphase nach Allgemeinanaesthesie ist es gelegentlich indiziert, mit medikamentösen Maßnahmen in den Verlauf der Wiederherstellung der Vigilanz einzugreifen. Im Rahmen der Neuroleptanalgesie hat sich hierzu die Anwendung von Naloxone bewährt; aber auch zur Praemedikation werden weithin Morphinderivate eingesetzt, zu denen diese Substanz ihre Wirksamkeit als Antagonist erwiesen hat.

Da sich mit Physostigmin das Vigilanzniveau nach Allgemeinanaesthesie, auch bei anderen Verfahren als der Neurolept-Technik, ebenfalls rasch und sicher günstig beeinflussen läßt, stellte sich die Frage, ob diese Verbesserung des Wachheitsgrades im wesentlichen auf die Antagonisierung der im perinarkotischen Verlauf eingesetzten Opiat-Analoga zurückzuführen sein könnte.

In einer randomisierten Doppelblinduntersuchung wurde deshalb der Einfluß von Naloxone und Physostigmin auf die postoperative Vigilanz geprüft und jeweils mit Placebo verglichen.

Es zeigte sich, daß Naloxone keine relevante Beschleunigung oder Verbesserung des postnarkotischen Vigilanzniveaus im Vergleich mit Placebo verursachte; demgegenüber erwachten die mit Physostigmin behandelten Patienten schneller und erreichten auch innerhalb des Untersuchungszeitraumes von 30 Minuten nach Narkoseende ein signifikant höheres Vigilanzniveau als die beiden Vergleichsgruppen. Der günstige Effekt des Physostigmin bei der Wiederherstellung der postnarkotischen Vigilanz resultiert nach diesen Befunden damit nicht oder nicht zu einem wesentlichen Teil aus der Antagonisierung von prae- oder intraoperativ verabreichten Opiaten.

Summary

The usefulness of physostigmine in reversing postnarcotic depression after general anaesthesia is well proven; so is that of naloxone, a specific opioid analgetics antagonist, in reversing neuroleptic anaesthesia effects.

Morphine - like analgetics are widely used as premedication agents, too; on the other hand, physostigmine reverses opioids as well as other psychotropic and narcotic agents. For that reason, positive postnarcotic physostigmine effects could be due to its antiopioid potency as well.

In a double-blind, randomised study, physostigmine and naloxone were evaluated using a clinically based vigilance protocol, and compared with saline solution. Naloxone did not have remarkable advantages as compared with placebo, while physostigmine led to a significantly higher level of vigilance; moreover, that level was reached sooner.

The positive effects of physostigmine in restoring a sufficient level of vigilance after general anaesthesia are, in respect of our findings, unrelated to its antagonism to morphine-like analgetics.

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