Abstract
After a discussion of the changes of the MCD concept over the years, the authors describe
their own investigation of a total sample of 3280 children, attending outpatient and
inpatient facilities of three counties with a total population of 574000 inhabitants.
The aim of the study was to investigate the frequency, sex distribution, and social
class dependency of the MCD-diagnosis and its relationship to clinical-psychiatric
syndromes. The following results were obtained:
There is a strong correlation of MCD-diagnosis with age, sex, and social class. MCD
was most frequently diagnosed in the age groups of 3-6, 6-9 and 9-12 years, being
twice as frequent in boys than in girls and dominating among the lower social classes.
The frequency of MCD in the total sample was 11%, taking into consideration all age-classes.
MCD was significantly associated only with two psychiatric syndromes: conduct disorders
and hyperkinetic syndrome. There was no correlation with emotional disorders or neurosis,
however, a very strong one with specific delays in development, defined according
to the multiaxial classification system. 72% of the children diagnosed as MCD-children
revealed specific delays in development. But this high correlation was caused only
by two conditions: developmental speech/language disorders and specific motor retardation.
There was no correlation between MCD and specific reading retardation nor with other
specific learning difficulties or mixed developmental disorders. Future research in
this field should look upon the so called MCD more in terms of general developmental
delays than in terms of brain pathology.
Zusammenfassung
Nach Diskussion der historischen Wandlungen des MCD-Begriffes wird eine eigene Untersuchung
an einer vollständigen kinder- und jugendpsychiatrischen Inanspruchnahmepopulation
(n = 3280) in drei Landkreisen mit insgesamt 574000 Einwohnern geschildert. Sie geht
der Frage nach Häufigkeit, Geschlechterverteilung, Schichtabhängigkeit und Assoziation
mit psychiatrischen Erkrankungen und Entwicklungsstörungen von MCD-Kindern nach und
kommt zu folgenden Ergebnissen:
Die Diagnose MCD ist in hohem Maße alters-, geschlechtsund schichtabhängig. Sie wird
am häufigsten in den Altersgruppen der 3-bis 6jährigen, der 6-bis 9jährigen und der
9-bis 12jährigen gestellt, tritt bei Jungen mehr als doppelt so häufig auf wie bei
Mädchen und dominiert in den unteren sozialen Schichten. Ihre Verbreitung in der Inanspruchnahmepopulation
betrug, unter Einschluß aller Altersklassen, 11.1%. Die Diagnose MCD war nur mit 2
psychiatrischen Syndromen überzufällig häufig assoziiert: mit Störungen des Sozialverhaltens
und mit dem hyperkinetischen Syndrom.
Kein statistisch bedeutsamer Zusammenhang ergab sich mit neurotischen Störungen und
spezifischen emotionalen Störungen. Eine besonders enge Beziehung konnte zwischen
der Diagnose MCD und umschriebenen Rückständen der Entwicklung (Teilleistungsstörungen)
nachgewiesen werden. In rund 72% der MCD-Fälle lag ein umschriebener Entwicklungsrückstand
vor. Dieser hochsignifikante allgemeine Zusammenhang kommt jedoch nur durch zwei Teilleistungsschwächen
zustande: durch umschriebene Rückstände in der Sprech- und Sprachentwicklung und durch
solche der motorischen Entwicklung. Er gilt nicht für die umschriebene Lese-Rechtschreibschwäche,
andere umschriebene Lernstörungen oder für multiple Entwicklungsrückstände. Diese
starke Assoziation der MCD-Diagnose mit Teilleistungsschwächen legt nahe, das bisherige
MCD-Konzept zu revidieren und in der Diagnostik, der Therapie und der Forschung den
Entwicklungsaspekt stärker in den Vordergrund zu rücken.