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DOI: 10.1055/s-2007-1001835
Wahn und Gesellschaft in Japan und China in transkulturell-psychiatrischer Sicht
Delusions and Society in Japan and China from a Transcultural AspectPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
10. Januar 2008 (online)
Abstract
The relationship between contents of schizophrenic delusions and sociocultural background in the modern society of Japan and China were studied from transcultural psychiatric aspects. The data of this study were derived from the public mental hospitals in Tokyo and Shanghai in a similar size; of 186 cases (88 cases of male, 98 cases of female) of the first admission in Tokyo Metropolitan Matsuzawa Hospital during 1981-1983, 112 cases with delusions (53 cases of male, 59 cases of female) were selected, and of 200 cases (112 cases of male, 88 cases of female) of the first admission in Shanghai Psychiatric Hospital in 1983, 129 cases with delusions (70 cases of male, 59 cases of female) were chosen.
The incidence of delusions of physical persecution and grandeur was relatively high in patients of both hospitals in Tokyo and Shanghai, while the incidence of delusions with hypochondria and guilt was low in both hospitals. Only the incidence of delusion of poisoning was significantly higher in Shanghai than in Tokyo (x2 = 12.97, p < 0.001). After the World War II, the patriarchally oriented family system was abolished in Japan which caused shifting the system from a large family to a nuclear family. In China where the property (land) and daily life were closely connected the close human relationship among generations had important values in relation to the labor power within the frame of a large family. It is believed that occurrence of the delusion of poisoning might be a reflection of the disturbed human relationship within the family member in dinning which should be helpful for making further understanding and reliance. Its occurrence conflict and struggle in the community of the outside of the family. At present there is a marked difference between Chinese and Japanese in their structure of consciousness. The former places high value and meaningfulness on the participation to the group and seeks protection and safety of individuals. The latter reveals a less strong tie with the traditional conformity and dependency to the mass due to the conformation of the nuclear family. It can not be ignored the possible effect of the close horizontal interaction and cautious human relationships among neighbours with fear of rumor and watching in the Chinese community on the occurrence of the delusion of persecution. After the World War II, abolishment of the principle of vertical control system and introduction of multiple value system together with loss of authority had taken place in Japan. In china the value of the group organization under the mass-leading system had a more important role than the initiative of individuals. It is considered that the difference of organizational structures between Japan and China might have affected the content of delusion of grandeur and delusion of negation of family.
The authors suggest the issues of mass group or individuals may have influenced the contents of delusions and the mechanism of formation of delusion in the family or community.
Zusammenfassung
Das Verhältnis der Wahnthemen Schizophrener zu den soziokulturellen Hintergründen in Japan und China wurde unter vergleichend transkulturell-psychiatrischer Sicht behandelt. Das Ausgangsmaterial etwa gleichen Umfanges stammt aus den Spitälern in Tokyo und Shanghai. Es wurden in Tokyo von 186 Fällen (88 Männer und 98 Frauen), die in den letzten Jahren 1981 bis 1983 zum ersten Mal in das Städtische Krankenhaus Matsuzawa aufgenommen wurden, 112 Probanden mit Wahn (53 Männer, 59 Frauen) ausgewählt und von 200 Fällen (112 Männer, 88 Frauen), die 1983 zum ersten Mal ins Shanghaier Psychiatrische Krankenhaus eingewiesen wurden, 129 Probanden mit Wahn (70 Männer, 59 Frauen) ausgewählt.
Während sich als Wahnthema in China und Japan in relativ hohem Prozentsatz der physikalische und Größenwahn zeigt, ist die prozentuale Häufigkeit für den hypochondrischen Wahn und den Versündigungswahn in beiden Stichproben niedrig. Der Vergiftungswahn erweist sich in Shanghai als statistisch signifikant häufiger im Vergleich mit Tokyo (X2 = 12,97, p< 0,001).
Nach dem Kriegsende wurde in Japan die traditionelle patriarchalische Hausgemeinschaft aufgehoben und das Familiensystem wandelte sich von der Großfamilie in die Kleinfamilie um. Von entscheidender Bedeutung sind in China die mitmenschlichen Beziehungen zwischen den Generationen, da sie den mit dem Land und der Gemeinschaft eng verbundenen Chinesen die Basis zur Verfügung stellen, auf welchen die Arbeitsbeschaffung innerhalb der Großfamifie stattfindet. Man darf annehmen, daß sich ein Bruch innerhalb der Großfamilie oder die Mißdeutung und Zwietracht außerhalb der Familie innerhalb der Gemeinschaft im Bereich des Eßerlebens als Vergiftungswahn widerspiegelt, wenn man auf die Verständigung und das Verständnis untereinander angewiesen ist.
Der Unterschied zwischen den heutigen Chinesen und Japanern hinsichtlich ihrer Bewußtseinsstruktur besteht darin, daß die Chinesen wesentlichen Wert und weitgehende Bedeutung darauf legen, das Individuum an der Gemeinschaft zu beteiligen und daß die Japaner infolge der oben beschriebenen Kleinfamilie der herkömmlichen Massenzugehörigkeit zunehmend weniger Bedeutung beimessen. Dies schließt die Möglichkeit nicht aus, daß die mitmenschlichen Beziehungen unter den Nachbarn so eng sind, daß die gegen die Gerüchte oder Aufsicht vorsichtigen horizontalen Kontakte innerhalb der chinesischen Gemeinschaft den Beeinträchtigungswahn beeinflussen.
Während nach der Niederlage in Japan die Abschaffung des radikalen Herrschaftsprinzips, der Wertpluralismus und die Einbuße an Autorität vorrangig werden, überwiegt dagegen in China ein Prinzip, welches den Schwerpunkt auf die Gemeinschaft und die individuelle Initaitive unter Vorrang dieser Gemeinschaft legt. Es darf darauf hingewiesen werden, daß die Andersartigkeit im organisatorischen Aufbau mit dem Größenwahn und Familienverneinungssyndrom in China und Japan in Einklang steht.
Abschließend wäre zu vermerken, daß die Wahnthemen in beiden Ländern vor allem von den soziokulturelien Faktoren Familie, Gemeinschaft und Individuum bedingt werden. Es wurde angedeutet, daß Schizophrene dem Zeitgeist und der Sozialstruktur oder der Hausgemeinschaft bzw. dem Familiensystem (Subkultur) unterworfen sind.