Abstract
Psychopathological abnormalities have at all times contributed to a uniform concept of epilepsy. However, frequency, conditions, structure and specificity of epileptic personality change have been regarded in very different ways.
140 chronic epileptic patients were all assessed by indirect anamnesis, by psychiatrists and by psychological tests. The findings were correlated with neurological criteria, such as type, severity and conditions of attacks or fits.
Whereas 74 % of the patients showed psychological changes, 21 % appeared severely disturbed, and in 53% changes in some personality traits could be found. There were positive correlations with the severity, with the psychomotoric and generalised diffuse type of fits.
Neither the often-described epileptic, nor the likewise previously observed pseudo psychopathic type, but rather a mixture of both, determined the psychopathological picture, which was characterised by increased irritability, hidden aggressiveness, good orderliness, good general mood, good ability to make contacts, a positive self-image, and, furthermore, by a tendency towards a certain rigidity and inflexibility of thought as well as memory and concentration malfunctions. Persistent inhibition of impulse could not be demonstrated; one-third of the patients showed instability of emotion. The severity or chronic nature of the fits corresponded to an epileptic-low impulse pattern of behaviour, possibly depending on the amount of cortical damage. In patients with minor fits, the element of suggestibility was more predominant. Hence, specific psycho syndromes of nocturnal or rising fits could not be proved. In general, the findings did not differ from the common picture of an organic psycho syndrome.
Zusammenfassung
Psychopathologische Auffälligkeiten haben seit jeher das entitätische Konzept der Krankheit Epilepsie gefördert. Häufigkeit, Bedingungen, Struktur und Spezifität einer epileptischen Wesensänderung sind aber bis heute sehr unterschiedlich eingeschätzt worden. Die ältere Literatur wird vornehmlich durch kasuistische Verallgemeinerungen bestimmt; standardisierte Untersuchungen größerer Patientengruppen mit entsprechender statistischer Auswertung sind auch in jüngerer Zeit selten geblieben.
140 Patienten mit chronischem Anfallsleiden wurden einheitlich fremdanamnestisch, psychopathologisch und testpsychologisch untersucht und die Befunde mit neurologischen Kriterien (Anfallstyp, Anfallsschwere, Anfallsbedingungen) korreliert.
74% zeigten psychische Veränderungen; 21 % wirkten grob auffällig, bei 53% waren einzelne veränderte Wesenszüge eruierbar. Positive Korrelationen bestanden zur Anfallsschwere sowie zum psychomotorischen und generalisiert-diffusen Anfallstyp. Weder jener seit langem beschriebene enechetische, noch der ebenfalls schon früher beobachtete pseudopsychopathische Prägnanztyp bestimmten das psychopathologische Bild, sondern viel eher ein Mischbild aus beiden Typen, gekennzeichnet durch eine erhöhte Reizbarkeit, Verstimmbarkeit, versteckte Aggressivität, eher gutes Ordnungsverhalten, gute Grundstimmung, gute Kontaktfähigkeit und Selbstwertgefühl, ferner durch eine Neigung zu haftender Unbeweglichkeit sowie Merk- und Konzentrationsstörungen. Durchgehende Störungen des Antriebes waren nicht nachweisbar; eine Affektlabilität zeigte ein Drittel der Patienten.
Die Anfallsschwere bzw. Chronizität korrespondierte mit einer enechetisch-antriebsgeminderten Färbung des Verhaltensbildes, möglicherweise in Abhängigkeit von zunehmenden Rindenschäden, während sich bei leichteren Anfallsverläufen das Element der Reizoffenheit deutlicher abzeichnete. Spezifische Schlaf- bzw. aufwachepileptische Psychosyndrome ließen sich also nicht nachweisen. Insgesamt wichen die Befunde nicht vom geläufigen Bild eines organischen Psychosyndroms ab.