Fortschr Neurol Psychiatr 1981; 49(7): 275-285
DOI: 10.1055/s-2007-1002335
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Anpassungsstrategien, Bewältigungsreaktionen und Selbstheilversuche bei Schizophrenen

Strategies of Adaption, Coping Reactions and Attempts of Selfcure in SchizophrenesH. U. Lange
  • Rheinische Landes- und Hochschulklinik Essen, Klinik für Allgemeine Psychiatrie
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Publication Date:
08 January 2008 (online)

Abstract

Though already Kraepelin started to consider coping behaviour, there has not been much interest in it. Besides a summary of the literature, evidence of the study of 616 patient histories and the exploration of 94 schizophrenes is reported. Whereas often speculative interpretations of the patients' behaviour from the sight of the therapists have predominated in publications as yet, here it is preferred - with the danger of listing rationalizations - to outline defense reactions the patients themselves mention. The coping behaviour is classified in groups of symptoms: global strategies, disorders of perception, delusion, disorders of self-awareness, cognitive, affective, and motorial disorders. The discrimination of primary psychotic and ,,defect" symptoms, however, is often difficult.

Some problems of the evaluation of coping behaviour are discussed. Defense reactions are presumably present in all schizophrenic types at least sometimes in the course of the illness. The more abrupt the disease starts, the more inadaequate the coping behaviour seems to be. A further investigation of these strategies might be worthwhile for theoretical und therapeutical reasons.

Zusammenfassung

Über Bewältigungsreaktionen bei Schizophrenen ist trotz Ansätzen bereits bei Kraepelin auch heute noch wenig bekannt. Neben einer Literaturübersicht werden Erfahrungen aus dem Studium von 616 Krankengeschichten und der Exploration von 94 Patienten dargestellt. Während bisher vornehmlich Interpretationen des Patientenverhaltens aus der Sicht des Untersuchers mit oft recht spekulativem Charakter veröffentlicht wurden, sind hier überwiegend Abwehrreaktionen aus dem Blickwinkel der Kranken gesammelt worden, wobei man die Möglichkeit von Rationalisierungen beachten muß. Die Einteilung erfolgte nach Symptomgruppen: Globale Strategien, Wahrnehmungsstörungen, Wahnsymptome, Ichstörungen, kognitive, affektive und motorische Störungen. Eine Unterscheidung gegenüber primären psychotischen Symptomen und Anzeichen eines ,,Defekts" ist jedoch oft schwierig.

Einige Probleme in der Wertung von Bewältigungsreaktionen werden diskutiert. Derartige Abwehrmaßnahmen scheinen bei allen Schizophrenieformen zumindest zeitweise im Verlauf vorzukommen. Je foudroyanter der Ablauf der Erkrankung, desto inadäquater scheinen sie sich zu gestalten. Eine weitere Erforschung dieser Strategien dürfte sich aus theoretischen und therapeutischen Gründen lohnen.