Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1984; 19(2): 65-70
DOI: 10.1055/s-2007-1003415
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Grenzen neurologischer Intensivmedizin

Limits of Neurological Intensive-Care MedicineV. Schuchardt, R. Biniek, R. Heitmann
  • Neurologische Abteilung (Leiter: Prof. Dr. R. Heitmann) der Rheinischen Landesklinik Bonn
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Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Beispielhaft für die große Gruppe der unheilbaren Nervenleiden wird anhand von zwei Fällen einer amyotrophen Lateralsklerose und zwei Fällen einer Encephalomyelitis disseminata die Frage der Intensivbehandlungsindikation aufgeworfen und diskutiert. Absolut indiziert ist die Intensivtherapie, wenn sich die aktuell lebensbedrohlichen Störungen zurückbilden können, auch wenn die Krankheit auf längere Sicht infaust verläuft. Ärztlich nicht vertretbar erscheint uns die Intensivtherapie, wenn das Leiden unaufhaltsam und bösartig verläuft, das Finalstadium erreicht ist und nach menschlichem Ermessen mit einer wesentlichen Besserung der Ausfälle, insbesondere der akut lebensbedrohlichen Symptomatik, nicht mehr zu rechnen ist. Die Frage nach Erfüllung eines - medizinisch zunächst nicht indizierten - Behandlungswunsches bleibt dagegen offen. Eine Aufklärungspflicht gegenüber dem Patienten über die Möglichkeiten der Lebensverlängerung durch Intensivbehandlung besteht unserer Ansicht bei fehlender Indikation nicht.

Summary

The indication for intensive care in incurable neurological diseases is discussed. An attempt is made to analyse the problem by presenting two cases of multiple sclerosis and two other cases of amyotrophic lateral sclerosis. There is a clear indication for intensive-care treatment in all cases with life-threatening symptoms and complications, provided there seems to be a chance of reversibility in spite of an eventually poor prognosis. If there is no chance of improvement, and the illness has reached its terminal stage, we do not think, that intensive care is of any benefit for the patient. However, we are not able to make a decision should he insist on such a treatment. When the patient is doomed to die in any case, there is no obligation to inform him about a life-prolonging treatment which is not indicated.

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