Zusammenfassung
Mit Ausnahme des okulär bedingten Nystagmus wurde bisher jeder Spontan- und Provokationsnystagmus
als pathologische Erscheinung des vestibulären Systems angesehen. In den letzten Jahren
wurde jedoch auch die Existenz eines physiologischen Spontannystagmus diskutiert.
Zur Überprüfung dieser Frage wurden 150 Normalpersonen der Standardableitung nach
Frenzel und Tonndorf unterzogen. Die Auswertung des abgeleiteten Horizontalnystagmus erfolgte entsprechend
angegebener Beurteilungskriterien für unsichere und sichere Nystagmusschläge mit Hilfe
der Frenzeischen Pfeilsymbolik. Die Ergebnisse wurden für die einzelnen Ableitungspositionen
separat graphisch dargestellt. Bestätigung fand das bekannte Phänomen eines vermehrt
auftretenden Nystagmus bei Abnahme hemmender Faktoren. In der der Beobachtung eines
Nystagmus unter der Leuchtbrille entsprechenden Ableitung wurde bei weniger als 10%
der Normalpersonen ein sicherer Nystagmus registriert. Bei Blickfixation reduzierte
sich diese Zahl auf unter 5%. Die Resultate dieser Ableitungen berechtigen nicht zur
Postulierung eines physiologischen Spontannystagmus. Dieser Begriff sollte trotz der
größeren Häufigkeit eines Nystagmus bei unbeleuchteten und geschlossenen Augen ohne
genauere Kenntnis der vestibulo-okulären Kopplung nicht in die medizinische Terminologie
aufgenommen werden.
Summary
With the exception of nystagmus of ocular origin, any spontaneous and provocation
nystagmus have so far been regarded as a pathological manifestation of the vestibular
system. However, in recent years the existence of a physiological spontaneous nystagmus
has also been discussed. To examine this question, 150 healthy persons were subjected
to the standard registration according to Frenzel and Tonndorf . The evaluation of the horizontal nystagmus registered was carried out in accordance
with the specified evaluation criteria for uncertain and certain nystagmus movements
by means of Frenzel arrow symbols. The results were shown graphically and separately
for the individual registration position. The known phenomenon of an increased occurrence
of nystagmus on decrease of inhibitory factors was confirmed. In the observation of
a nystagmus in registration corresponding to the fluorescent spectacles, a definite
nystagmus was registered in less than 10% of the normal subjects. In visual fixation,
this number was reduced to less than 5%. The results of these registrations do not
justify postulation of a physiological spontaneous nystagmus. Despite the greater
frequency of a nystagmus in unilluminated and closed eyes, this term should not be
adopted in medical terminology without more precise knowledge of vestibulo-ocular
coupling.