Zeitschrift für Palliativmedizin 2007; 8(4): 130
DOI: 10.1055/s-2007-1010990
Forum
Für Sie referiert
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Therapie am Lebensende: Entscheidungen gemeinsam mit Angehörigen fällen

Further Information

Publication History

Publication Date:
21 December 2007 (online)

 

Bei schwerkranken Patienten, die auf einer Intensivstation behandelt werden und an der Grenze zum Tod stehen, möchten die Angehörigen häufig gerne mitentscheiden, ob und wie eine Therapie fortgeführt werden soll. Zu der Frage, in welchem Ausmaß sie tatsächlich in diesen Prozess mit eingebunden werden, gibt es derzeit kaum Daten. D. B. White et al. legten eine Studie hierzu vor. Arch Intern Med 2007; 167: 461-467

Für ihre Arbeit analysierten die Autoren 51 Angehörigengespräche, die die behandelnden Intensivärzte aufgrund von Therapieentscheidungen am Lebensende des Patienten führten. Sämtliche Gespräche wurden auf Band aufgenommen und anschließend ausgewertet. Hierbei achteten die Autoren insbesondere darauf, ob folgende 10 Kriterien angesprochen bzw. erörtert worden waren: das Wesen der anstehenden Entscheidung, Behandlungsalternativen, Vor- und Nachteile möglicher Entscheidungen, eventuelle Unsicherheiten, das Verständnis der Familie, der wahrscheinliche Wille des Patienten, die Rolle der Familie, die Notwendigkeit der Hilfe Außenstehender, Kontext der Entscheidung und die Meinung der Familie zu anstehenden Therapieentscheidungen. Nach dem Gespräch erhielten die Angehörigen einen Fragebogen, in dem sie über ihre Zufriedenheit Auskunft geben konnten.

Nur bei einem Gespräch (2%) waren sämtliche 10 Kriterien für eine gemeinsame Entscheidungsfindung erörtert worden. Am häufigsten zur Sprache kamen das Wesen der anstehenden Entscheidung (100%) und deren Kontext (92%). Am seltensten wurde in den Gesprächen die Rolle der Familie bei der Entscheidungsfindung beleuchtet (31%) oder überprüft, ob die Familie die Entscheidungskriterien verstanden hatte (25%). In der multivariablen Analyse zeigte sich, dass Ärzte und Angehörige umso seltener gemeinsam entschieden, je niedriger das Bildungsniveau der Angehörigen war. Wurden die Angehörigen an der Entscheidung beteiligt, waren sie mit dem Gespräch zufriedener.