Pharmacopsychiatry 1986; 19(5): 378-385
DOI: 10.1055/s-2007-1017274
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

On the Effects of Pyritinol on Functional Deficits of Patients with Organic Mental Disorders

Über die Wirkung von Pyritinol auf funktionale Defizite von Patienten mit hirnorganischem PsychosyndromW. M. Herrmann1 , U.  Kern2 , J.  Röhmel3
  • 1Department of Psychiatry and Behavioral Sciences, State University of New York at Stony Brook,
    New York. U.S.A.
  • 2KFB Klinische Forschung GmbH Berlin (West)
  • 3Mathematisches Institut der FU, Berlin (West)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. März 2008 (online)

Abstract

In 120 geriatric patients suffering from cerebral functional disorders with a moderate to rather severe degree of chronic brain syndrome, the effects of pyritinol were investigated in a placebo-controlled, randomized double-blind study. Furthermore, we attempted to find some evidence for the validity of a neurophysiological vigilance model which had already been used earlier. In the previous study it had been possible to show a rise in the vigilance level in patients under pyritinol treatment.

The investigation began with a two-week single-blind placebo wash-out phase and continued over a 12-week treatment period, with six weeks' treatment in a hospital ward and six weeks' outpatient treatment (or in a geriatric home within a hospital setting).

Pyritinol was administered three times daily in coated tablets each containing 200 mg.

The course of the trial was controlled using two rating scales (SCAG, BGP), a physician's Global Impression (GI) and two performance tests (SKT, ZVT-G).

There were 13 drop-outs, four because of intercurrent diseases, nine because they did not fulfill the inclusion criteria. The data of 107 patients were included in the statistical analysis, 54 on pyritinol and 53 on placebo.

No notable adverse drug reactions were observed that were not similarly reported in the placebo group (Table 1). Statistically significant results were found in favor of pyritinol compared with placebo in both the level of clinical symptomatology (Fig. 1) and the performance level (Fig. 4). Particularly impressive was the superiority of pyritinol in the factor "social behavior" of the SCAG. Considering the clinical relevance of the changes it can be concluded that in both groups improvements occurred. However, the improvements were significantly more frequent in the pyritinol group than in the placebo group.

The results can be regarded as valid indicators of therapeutic efficacy. This also means that evidence for the validity of our clinical-pharmacological vigilance model has been obtained.

Zusammenfassung

In einer plazebo-kontrollierten randomisierten Doppelblindstudie wurde die Wirkung von Pyritinol auf die klinische Symptomatik und auf Leistungen bei 120 geriatrischen Patienten mit zerebralen Funktionsstörungen bei vorwiegend mittelgradigem bis schwererem hirnorganischen Psychosyndrom untersucht. Damit wurde gleichzeitig versucht, einen Beitrag zur Validierung eines neurophysiologischen Vigilanzmodells zu leisten, mit dessen Hilfe in einer früheren Phase-II-Studie ein Anstieg der Vigilanz unter Pyritinol-Behandlung gezeigt werden konnte.

Die Prüfung begann mit einer zweiwöchigen Plazebo-wash-out-Phase und erstreckte sich dann über einen Behandlungszeitraum von zwölf Wochen mit sechswöchiger stationärer Behandlung und daran anschließender sechswöchiger ambulanter Behandlung (respektive quasi-ambulanter Behandlung in einer offenen Station mit Wohnheimcharakter).

Pyritinol wurde in einer Dosierung von 3 x 1 Dragee (entsprechend 3 × 200 mg) verabreicht.

Die Verlaufskontrolle erfolgte mit Hilfe zweier Fremdbeurteilungsskalen (SCAG, BGP), einem ärztlichen Globalurteil (Gl) und zweier Leistungstests (Syndrom-Kurztest, ZVT-G).

Es waren 13 Drop-outs zu verzeichnen: 4 wegen interkurrenter Erkrankungen, 9, weil sie die Einschlußkriterien nicht erfüllten. Die Daten von 107 Patienten gingen in die statistische Analyse ein, 54 unter Pyritinol und 53 unter Plazebo.

Es fanden sich keine nennenswerten unerwünschten Arzneiwirkungen, die nicht in gleicher Weise auch von den PlazeboPatienten berichtet wurden (Tab. 1).

Unter Pyritinol besserten sich im Vergleich zu Plazebo sowohl die klinische Symptomatik (Abb. 1) als auch die kognitiven Leistungen (Abb. 4) der Patienten statistisch signifikant. Hervorzuheben ist die Besserung des Sozialverhaltens, wie es durch einen Faktor der SCAG erfaßt wurde. Betrachtet man die klinische Relevanz der Veränderungen, so findet man in beiden Behandlungsgruppen signifikante Besserungen; die Besserungen sind allerdings in der Pyritinol-Gruppe häufiger als in der Plazebo-Gruppe.

Werden beide Hypothesen, daß sich nämlich Pyritinol und Plazebo sowohl auf der Leistungs- wie auf der klinischen Beurteilungsebene unterscheiden, verglichen, so liegt der ,,Experimental Error" unter 5 %, d. h. bei dieser Irrtumswahrscheinlichkeit konnte festgestellt werden, daß Pyritinol sowohl die klinische Symptomatik als auch die Leistung im Vergleich zu Plazebo verbessert.

Pyritinol zeigte somit in dieser klinischen Phase-Il-Prüfung über drei Monate Wirkungen, die als valide Indikatoren für die therapeutische Wirksamkeit akzeptiert werden können. Gleichzeitig ist dieses Ergebnis ein positiver Hinweis auf die Validität des klinisch-pharmakologischen Vigilanzmodells.