Geburtshilfe Frauenheilkd 1996; 56(2): 88-92
DOI: 10.1055/s-2007-1022248
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ist mit niedrigdosierter Aspirinbehandlung eine Prophylaxe der Präeklampsie möglich?

Kritische Betrachtung der vorliegenden StudienCan Prophylactic Treatment of Preeclampsia be Performed with Low-Dose Aspirin? Critical Assessment of Available StudiesT. H. Lippert, A. O. Mück
  • Sektion für Klinische Pharmakologie in Gynäkologie und Geburtshilfe an der Universitäts-Frauenklinik Tübingen (Leiter: Prof. Dr. med. T. H. Lippert)
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Anhand derzeit vorliegender Studien wurde versucht, die Effektivität der niedrig dosierten Aspirinbehandlung zur Prophylaxe der Präeklampsie zu evaluieren. Bisher wurden 9 Studien an einem Gesamtkollektiv von fast 13 000 Schwangeren durchgeführt. Im Vergleich zu unbehandelten Kontrollgruppen führte die Aspirinbehandlung in 5 kleineren Studien zu einem signifikanten Rückgang der Präeklampsie, in 4 Studien, bei einem Kollektiv von mehr als 12 000 Schwangeren, war jedoch keine Prophylaxe zu erzielen. Die Beurteilung der Low-Dose-Aspirintherapie wird dadurch eingeschränkt, daß keine Dosis-Wirkungsstudie zur Ermittlung einer optimalen Dosis durchgeführt wurde, die optimale Behandlungsdauer, d.h. Beginn und Ende, nicht feststeht und das Arzneimittelrisiko für Mutter und Kind nicht nach den strengen Richtlinien einer GCP-Studie dokumentiert wurde. Hauptproblem aller Studien bleibt schließlich die Rekrutierung der Risikopatientinnen, da noch keine allgemein anerkannte, einfache Screening-Methode zur Erfassung des Präeklampsierisikos zur Verfügung steht. Als Fazit ist zu konstatieren, daß noch nicht feststeht, ob und unter welchen Bedingungen die Low-Dose-Aspirinbehandlung zur Prophylaxe der Präeklampsie beitragen kann.

Abstract

The efficacy of low-dose aspirin treatment to prevent preeclampsia was assessed by reviewing studies of the available literature. 9 studies were performed examining nearly 13 000 pregnant women. Aspirin treatment compared with untreated control groups led to a significant reduction of preeclampsia in 5 smallscale studies. However, no prophylaxis could be achieved in 4 studies comprising more than 12 000 pregnant women. A assessment of low-dose aspirin treatment is difficult, since no dose-response study was performed to determine the optimal dose; the duration of treatment - beginning and end - was not defined and the drug risk for mother and child was not documented in accordance with GCP guidelines. The major problem of all studies, however, consisted in the recruitment of the patients since there are no easily performable and well-recognised screening tests available to estimate the risk of preeclampsia. In conclusion, at present no state ment is possible if and under which conditions low-dose aspirin treatment will be able to prevent preeclampsia.