Geburtshilfe Frauenheilkd 1996; 56(3): 139-145
DOI: 10.1055/s-2007-1022280
Endokrinologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Männliche Subfertilität und konventionelle In-vitro-Fertilisation in Deutschland 1990 bis 1993

Male Infertility and Conventional In Vitro Fertilisation Results in Germany from 1990-1993A. Tandler-Schneider1 , H. Haeske-Seeberg2 , B. Seeberg3 , H. Schmiady1 , H. Kentenich1
  • 1Universitätsklinikum Rudolf Virchow, Frauenklinik Berlin (Direktor: Prof. Dr. med. W. Lichtenegger)
  • 2Ärztekammer Westfalen-Lippe, Münster
  • 3Medis GmbH, Münster
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Publication Date:
17 June 2008 (online)

Zusammenfassung

Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Frage nach den Ergebnissen der konventionellen In-vitro-Fertilisation (IvF) in Abhängigkeit von den aktuellen Spermiogrammparametern. Zur Auswertung kommen 20936 Zyklen der Jahre 1990-1993 aus dem deutschen IvF-Zentralregister. Diese wurden in sechs Gruppen unterschiedlicher Qualität des aktuellen IvF-Spermiogrammes eingeteilt. Der Anteil subfertiler Spermiogramme (<10 Millionen Spermien/ml und/oder <30% A + B-Motilität und/oder <30% normale Morphologie) hat seit 1990 von 31,4% auf 51,1% zugenommen, der Anteil völlig unauffälliger Spermiogramme betrug 1993 nur noch 20,7%. Die Befruchtungsraten pro Punktion variierten zwischen 87,9% bei Normozoospermie und 38,7% bei „ausgeprägter Oliogoasthenteratozoospermie“. Bei vergleichbarem aktuellen Spermiogrammbefund sind die Chancen für eine Befruchtung bei „tubarer Indikation“ signifikant höher als bei „männlicher Indikation“. Kommt es zum Embryotransfer, so liegen die Schwangerschaftsraten zwischen 23% bei Normozoospermie und 13,8% beim „hochgradigen OAT-Syndrom“. Der Abfall der Schwangerschaftsrate geht dabei mit der Abnahme der Samenqualität linear einher. Kommt es jedoch bei „männlicher Indikation“ zum Embryotransfer (unabhängig vom aktuellen Spermiogramm) so sind die Schwangerschaftsraten signifikant höher als bei Patientinnen mit „tubarer Indikation“ (24% versus 20%, p <0,05). Im Vergleich der Aufbereitungsmethoden gibt es einen signifikanten Vorteil für das Verfahren Percoll gegenüber dem Swim-up-Verfahren in der Fertilisationsrate bei Normozoospermie und in der Schwangerschaftsrate bei „eingeschränkt fertilem“ und bei „subfertilem Spermiogramm“. Die Schwangerschaftsrate ist in allen Kollektiven bis zum vierten Zyklus gleich und nimmt erst ab fünf und mehr Zyklen ab. Die konventionelle IvF in der Therapie der männlichen Sterilität wird in zunehmender Weise von der intracytoplasmatischen Spermieninjektion abgelöst. Die Ergebnisse nach konventioneller IvF bei geringgradiger männlicher Subfertilität sind jedoch denen der Mikroinjektion durchaus vergleichbar.

Abstract

A retrospective study was carried out to compare the results of in vitro fertilisation (IVF) in 20936 patients with different sperm parameters who underwent IVF in Germany between 1990 and 1993. The study was designed to evaluate prognostic factors for IVF outcome, such as sperm parameters and pre-treatment diagnosis. The percentage of subfertile sperm parameters (<10 millions sperm per ml and/or <30% progressive mobility and/or <30% normal morphology) increased from 31.4% in 1990 to 51.1% in 1993. The fertilisation rate per puncture varied between 87.9% in patients with normozoospermia and 38.7% in patients with severe oligo-astheno-teratozoospermia (OAT). The fertilisation rate in patients with tubal indication was significantly higher than in patients with male indication and comparable spermatozoa. The pregnancy rate per embryo transfer was 23% in patients with normozoospermia and 13.8% in patients with “severe OAT Syndrome” in the IVF semen parameters. On the other hand, patients with male sterility as pre-treatment diagnosis showed significantly higher chances of pregnancy than patients with a tubal factor (24% versus 20%, p <0.05). Comparing percoll and swim-up preparation techniques, we found significantly higher fertilisation rates in normozoospermia and significantly higher pregnancy rates in subfertile patients after percoll sperm preparation. The results of the study demonstrated that patients with moderate subfertile sperm parameters have good chances of fertilisation and pregnancy following conventional IVE. It seems reasonable to set the boundary at a sperm count of 10 miilions sperm/ml with 30% progressive motility and 30% normal morphology. Below these limits intracytoplasmic sperm injection shows better IVF outcome.