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DOI: 10.1055/s-2007-1022284
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Erstmanifestation einer tuberkuloiden Lepra in der Schwangerschaft
Leitlinien zur Diagnostik und TherapieFirst Presentation of a Tuberculoid Leprosy in Pregnancy Guidelines for Diagnosis and TreatmentPublication History
Publication Date:
17 June 2008 (online)
Zusammenfassung
Die Prävalenz der Lepraerkrankung in Deutschland ist gering. Seit 1980 wurden insgesamt 107 Patienten registriert. Zur klinischen Erstmanifestation der Erkrankung kommt es häufig während der Schwangerschaft und unmittelbar post partum. Die einzelnen Manifestationsformen der Lepra können sich während der Schwangerschaft verändern. Darüber hinaus können gehäuft Leprareaktionen auftreten. Wir beschreiben erstmals den Verlauf einer an tuberkuloider Lepra erkrankten Patientin in der Schwangerschaft in Deutschland. Die 27jährige Patientin zeigte in der 14. Schwangerschaftswoche erstmals scharf begrenzte, erythematöse lepratypische Hautveränderungen mit zentraler Anästhesie im Gesicht. Eine Stanzbiopsie aus einer Läsion bestätigte den klinischen Verdacht einer aktiven tuberkuloiden Lepra mit Nachweis von vereinzelten säurefesten Stäbchen. Die Therapie erfolgte unmittelbar nach Diagnosestellung mit Rifampicin 600mg 1 × monatlich und Dapsone 100 mg täglich nach dem WHO-Schema. Innerhalb von 4 Monaten bildeten sich die Hautläsionen unter Therapie vollständig zurück. Leprareaktionen traten nicht auf. In der 32. Schwangerschaftswoche wurde die Patientin wegen vorzeitiger Wehentätigkeit stationär aufgenommen und drei Wochen später durch Kaiserschnitt wegen pathologischen CTG-Veränderungen entbunden. Der Geburtsmodus ergab sich nicht aus der bestehenden Lepraerkrankung. Die Polymerasekettenreaktion aus Plazentagewebe erbrachte keinen Nachweis von mykobakterielle DNA. Ebenso verlief der Antikörpernachweis gegen phenolisches Glykolipid I aus mütterlichem und Nabelschnurblut negativ. Am 13. postoperativen Tag konnte die Patientin wohlauf mit ihrem gesunden Neugeborenen entlassen werden. Lepra ist auch in der Schwangerschaft durch medikamentöse Kombinationstherapie sicher und suffizient behandelbar.
Abstract
Pregnancy has long been associated with the first presentation of clinical leprosy or aggravation of the existing disease. In Germany leprosy has been diagnosed in 107 patients since 1980. A 27-year-old Singhalese female, gravida 2 at 14 weeks' gestation was admitted with well defined, elevated, erythematous lesions on her cheeks and nose. Clinical examination revealed central anaesthesia in the lesions. No further signs of leprosy in the skin, the mucosae and the peripheral nerves were found. Fite-Faraco staining of the skin biopsy showed sporadic acid-fast ba-cilli and confirmed an active subpolar tuberculoid leprosy (TTs). Outpatient treatment was immediately initiated with oral rifampin 600 mg monthly and dapsone 100 mg daily. During the 4-month treatment cycle the skin lesions vanished completely. Additional leprosy reactions did not occur and the medication was well tolerated. However, in the 32nd gestational week the patient was readmitted with premature labour and 3 weeks later Caesarean section was performed because of cardiotocographic pathology. Polymerase chain reaction (PCR) for M. leprae of placental tissue was negative. Antibodies against phenolic glycolipid 1 (PGL I) of M. leprae (IgM-Elisa and Dot-Elisa) from cord blood, maternal and newborn blood were not found. On the fifth postpartal day the healthy mother and her baby were discharged. In conclusion, leprosy in pregnancy can be treated safely and successfully by combined drug therapy.