Geburtshilfe Frauenheilkd 1995; 55(1): 23-27
DOI: 10.1055/s-2007-1022768
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Inzidenz von Geburtsverletzungen Neugeborener in Abhängigkeit des Geburtsgewichtes

Eine Analyse in der Hessischen PerinatalerhebungIncidence of Perinatal Birth Traumas Depending on the Birth WeightPerinatal Analysis Conducted in HessenP. Berle
  • Frauenklinik des Städt. Klinikum, Wiesbaden
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. Juni 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Inzidenz geburtshilflicher Verletzungen des aus Schädellage entbundenen Einlings mit einem Geburtsgewicht über 2499 g nimmt in den der Hessischen Perinatalerhebung angeschlossenen Krankenhäusern in den Jahren 1983 bis 1992 von insgesamt 0,70% auf 0,33% ab. Die Verletzungsrate ist abhängig vom Geburtsgewicht. Sie liegt im Analysozeitraum von 10 Jahren im Mittel in der Gewichtsgruppe von 2500-3999 g bei 0,47%, in der Gewichtsgruppe von 4000-4499 g bei 1,61 % und in der Gewichtsgruppe über 4499 g bei 3,39%. Diese Unterschiede sind statistisch hoch signifikant. In 10 Jahren wurden 1908 kindliche Geburtsverletzungen registriert. 70 % dieser Kinder fanden sich in der Gewichtsgruppe von 2500-3999g und nur 6,7% der Geburtsverletzungen fallen auf die Gewichtsgruppe über 4499 g. Vergleichbare Zahlen in dieser Größenordnung liegen in der Literatur nicht vor. Gegenüber 1983 ist die Verletzungsrate in der Gewichtsgruppe 2500-3999g um einen Faktor 2,5, die Verletzungsrate in der Gowichtsgruppe 4000-4499 g um einen Faktor 1,5 und in der Gowichtsgruppe über 4499 g um einen Faktor 1,8 zurückgegangen. Ohne einen Zusammenhang konstruieren zu wollen, ist in dieser Zeit die Sectiofro-quenz von Schädellagen und Einlingen in allen Go-wichtsgruppen angestiegen. Ein durch Ultraschall geschätztos Geburtsgewicht von über 4499 g rechtfertigt die Indikation zur primären Sectio jedoch nicht, da hiermit eine höhere mütterliche Morbidität verbunden wäre. Eine Reduktion von Geburtsverletzungen ist nur dann zu erreichen, wenn in Trainingsprogrammen die akute Situation einer Schulterdystokie simuliert werden und dadurch der Geburtshelfer immer wieder mit den entsprechenden geburtshilflichen Operationen konfrontiert wird und sie üben kann.

Abstract

There has been a decrease in the incidence of obstetric traumas in Single newborn in Vertex presen-tation weighing more than 2.499 g between 1983 and 1992, in Hessian hospitals, the drop in incidence being from 0.70% to 0.33%. The rate of injurios depends on the birth weight. During the perinatal analysis period of 10 years the average rate of injuries is 0.47% in the birth weight ränge between 2.500-3.999 g, in the ränge between 4.000 and 4.499 g 1.61% and in the birth weight group above 4.499 g 3.39%. These differences are statistically highly significant. During the ten years under report, 1.908 infant injuries at birth were re-corded. 70% of these infants were in the 2.500-3.999g ränge and only 6.7% in the weight group beyond 4.999 g. There are no comparable data in litorature. The drop in the rate of injuries compared to 1983 is represented by a factor of 2.5 in the 2.500-3.999g birth weight ränge, by 1.5 in the 4.000-4.499g ränge and by 1.8 in the group over 4.999 g. We do not intend to artificially construct a connection, but during the report period there was an increase in the rate of Caesarean sections in cases of Vertex presentation and Single births, in all weight groups. If in any particular case the birth weight is estimated to be higher than 4.499 g according to Sonographie oxamination, this docs not imply that Cae-saroan section must be performed, since that would be associated with increased maternal morbidity. Birth traumas can be reduced only if the acute Situation of a Shoulder dystocia can be simulated in training pro-grammos so that the obstetrician is continually con-fronted with tho relevant obstetric Operations for acquir-ing the necessary practical skill.