Geburtshilfe Frauenheilkd 1995; 55(1): 41-48
DOI: 10.1055/s-2007-1022772
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schnelle Karyotypisierung im II. und III. Trimenon: Ergebnisse und Erfahrungen

Rapid Karyotyping in the Second and Third TrimesterU. Claussen, H. J. Voigt1 , Renate Ulmer, E. Beinder1
  • Institut für Humangenetik, Universität Erlangen (Direktor: Prof. Dr. med. R. A. Pfeiffer)
  • 1Universitäts-Frauenklinik Erlangen (Direktor: Prof. Dr. med. N. Lang)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. März 2008 (online)

Zusammenfassung

Die schnelle Karyotypisierung (SK) im II. und III. Trimenon hat sich als neues Gebiet der Zusammenarbeit zwischen Frauenklinik bzw. Perinatalmedizin und Humangenetik etabliert. Die zur Verfügung stehenden Vorgehensweisen sind:

  1. Amniozentese zur Fruchtwassergewinnung mit anschließender zytogenetischer Aufarbeitung mittels Pipettenmethode oder „In-situ“-Technik. Die Zeit zwischen Fruchtwasseransatz und Mitteilung des Ergebnisses beträgt hierbei im Mittel 4,65 bzw. 5,97 Tage. Die Hauptvorzüge liegen bei der Amniozentese, die von vielen Kolleginnen und Kollegen sicher beherrscht wird und in der guten Verschickbarkeit der Fruchtwasserproben an zytogenetische Laboratorien, die mit der SK vertraut sind. Der Nachteil liegt in der noch zu geringen Zahl an zytogenetischen Laboratorien, die mit der Pipettenmethode bzw. mit der „Insitu“-Technik zur SK vertraut sind.

  2. Fetale Blutgewinnung (Cordozentese) mit anschließender zytogenetischer Diagnostik aus fetalen Lymphozyten, die für die Mitteilung des fetalen Karyotyps 2 bis 4 Tage benötigt. Der wesentliche Vorteil dieses Vorgehens liegt in der hohen Verläßlichkeit der Ergebnisse. Dieses Verfahren gehört jedoch in die Hand des Spezialisten. Für die Organisation des Zeitplans werden in der Regel zusätzliche Tage benötigt.

  3. Plazentabiopsie mit anschließender Direktpräparation und Langzeitkultivierung. Dieses Verfahren führt im Vergleich zu den beiden anderen zumindest nach Direktpräparation am ehesten zum Ergebnis, eventuell noch am selben Tag. Der wesentliche Nachteil liegt in der relativen Unsicherheit der Befunde, die eine interne Überprüfung durch die zeitaufwendige Langzeitkultivierung erfordern.

Die durch die SK ermittelten Wahrscheinlichkeiten für das Vorliegen einer Chromosomenanomalie werden für Auffälligkeiten wie Hydramnion und Oli-gohydramnion, Wachstumsretardierung, Flüssigkeitseinlagerungen des Feten, Neuralrohrdefekte, Gehirn-und Gesichtsfehlbildungen, Herzfehler, Gastroschisis und Omphalozele, Fehlbildungen des Darmtrakts, Uro-genitalfehlbildungen und für Extremitätenfehlbildungen im einzelnen dargelegt. Ihre noch notwendige Verfeinerung durch größere Fallzahlen wird zu einer in jedem Einzelfall differenzierbaren Risikoabschätzung für das Vorliegen einer Chromosomenanomalie führen und nach Abklärung des fetalen Karyotyps mittels SK eine differenzierte Betreuung der Schwangerschaft ermöglichen.

Abstract

Rapid karyotyping in the second and third trimester is an increasing field of collaboration between womens' hospitals and human genetics. Techniques available for rapid karyotyping are:

  1. Amniocentesis; to obtain amniotic fluid cells for culturing and subsequent chromosome harvesting using the pipette method or the „in situ“ technique. The average time between preparation of the amniotic fluid and the verbal notification of the analysed karyotype is 4.65 days for the pipette method and 5.97 days for the „in situ“ technique. The major advantages are that amniocentesis can be handled safely by many gynaecologists, and the amniotic fluid samples can be posted easily to cytogenetic units familiar with rapid karyotyping. The main disadvantage is that currently only a few laboratories are able to handle the pipette method or the „in situ“ technique for rapid karyotyping.

  2. Fetal blood sampling (cordocentesis); and subsequent chromosome analysis on cultivated fetal lymphocytes leading to results within 2 to 4 days. The main advantage of this procedure is the reliability of the results obtained. Fetal blood sampling, however, is restricted to specialists; this may involve scheduling delays.

  3. Placental biopsy; with subsequent direct preparation and long term culturing. In comparison to both other techniques this procedure is faster if direct preparation is used. Results can be obtained even on the same day. The main disadvantage, however, is the problem with the reliability of the direct preparation results. They must be confirmed by timeconsuming long-term culturing.

Data are presented on the likelihood of abnormal ultrasound findings being caused by chromosomal aberrations. These findings include hydramnios, oligohydramnios, growth retardation, fetal effusions, neural tube defects, craniofacial defects, heart defects, gastroschisis and omphalocele, gastro-intestinal tract defects, urogenital defects, and limb defects. In future, such data needs to contain larger numbers of cases for each week of gestation. This will lead to better risk evaluation in each case with abnormal ultrasound findings and for those then requiring rapid karyotyping, to better management of these pregnancies at risk.