Zusammenfassung
Heparinassoziierte Thrombozytopenien (HAT) sind eine vergleichsweise häufige Komplikation
der Thromboembolieprophylaxe und -therapie. Die bisherigen Erfahrungen sprechen dafür,
daß die HAT Typ II mit ihren gravierenderen Verlaufsformen durch einen Antikörper
gegen polysulfatierte Epitope von Oligosachariden verursacht wird. Derzeit werden
oft niedermolekulare Heparine bei denjenigen Patienten, welche trotz HAT einer weiteren
antikoagulatorischen Therapie bedürfen, mit unterschiedlichem Erfolg eingesetzt. In
der Literatur sind jedoch verschiedentlich Fälle einer Kreuzreaktion zwischen Standardheparinen
und niedermolekularen Heparinen beschrieben. Am Beispiel unseres Falles wird gezeigt,
daß eine suffiziente Therapie der HAT die In-vitro-Diagnostik bezüglich einer möglichen Kreuzreaktivität voraussetzt. Schließlich konnten
Erfahrungen früherer Arbeiten bestätigt werden, daß das niedrigsulfatierte Heparinoid
Org 10172 offenbar keine (oder geringere) Kreuzreaktivität mit Standard- oder niedermolekularen
Heparinen aufweist. Deshalb scheint es derzeit ein geeignetes Therapeutikum für diejenigen
Patientinnen zu sein, welche bei bestehender HAT dringend der weiteren Antikoagulation
bedürfen, solange die Ergebnisse der In-vitro-Diagnostik noch nicht vorliegen.
Abstract
Heparin-associated thrombocytopenia (HAT) is a relative frequent complication of thromboembolic
Prophylaxis and therapy. There is good evidence that the more severe HAT Type II is
caused by an antibody dependent on polysulfated oligosacharide epitopes. At present,
low molecular weight heparines are used with varying success in patients with HAT
that require further anticoagulation, although there are several known cases of cross
reactivity between Standard and low molecular weight heparins. Using our present case
as an example, we show that the In-vitro- diagnostic of cross-reactivity is an indispensable precondition for any sufficient
therapy. Additionally, we give support to previous findings that the low-grade sulfated
heparinoid Org 10172 showes no (or less) cross reactivity with standard or low molecular
weight heparins. Thus, it might be the most appropriate choice if an anticoagulation
is necessary before the results of In-vitro-diagnostics are available.