Geburtshilfe Frauenheilkd 1997; 57(12): 658-662
DOI: 10.1055/s-2007-1023155
Geburtshilfe: Management

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Enddiastolischer Nullfluß in der fetalen Aorta und geburtshilfliches Management

Enddiastolic Zero Flow of the Fetal Aorta and Obstetrical ManagementCh. Sohn, A. S. Gast, W. Stolz, C. Deckner
  • Sektion für pränatale u. gynäkologische Ultraschalldiagnostik und Therapie (Leiter: Priv.-Doz. Dr. Ch. Sohn) der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg (Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h.c. G. Bastert)
Further Information

Publication History

Publication Date:
17 June 2008 (online)

Zusammenfassung

Ein enddiastolischer Nullfluß in der fetalen Aorta zählt zu den schwerwiegendsten Auffälligkeiten, die sich in der fetalen Doppler-Sonographie finden. Die Meinungen über die Bedeutung für das weitere geburtshilfliche Management differieren. In unserer Klinik wurden 33 Einlingsschwangerschaften mit derartigen pathologischen Dopplerbefunden retrospektiv analysiert. Unmittelbar im Anschluß an die dopplersonographische Untersuchung erfolgte eine CTG-Schreibung; von diesem Befund wurde das weitere geburtshilfliche Vorgehen abhängig gemacht. Das durchschnittliche Schwangerschaftsalter betrug bei Diagnosestellung 30 + 1 SSW (von 23 + 5 bis 37 + 6 SSW). Alle 33 Feten zeigten eine ausgeprägte Wachstumsretardierung bis zu vier Wochen hinter der 50. Perzentile des korrekten Schwangerschaftsalters. Zwischen Diagnose des diastolischen Nullflusses der fetalen Aorta und Entbindung lagen im Durchschnitt 3 Tage (von 0 - 21 Tage). In 28 von 33 Fällen (85%) war eine Entbindung durch die Sectio caesarea indiziert. Die Indikation zur Sectio caesarea war in jedem Fall das pathologische CTG. Lediglich fünf Kinder wurden vaginal entbunden. In allen Fällen wurde der Schwangerschaftsausgang verfolgt. Nur sechs Kinder mußten primär intubiert werden. Alle anderen Kinder hatten einen durchschnittlichen 5-Minuten-Apgar von 8. Das Gesamtkollektiv wurde in zwei Gruppen unterteilt. Gruppe I (n = 9) umfaßt die Fälle, bei denen am gleichen Tag die Diagnose eines fetalen Nullflusses gestellt wurde und das Auftreten eines pathologischen CTG's zur Entbindung führte. In Gruppe II finden sich die Fälle (n = 24), in denen zwischen Diagnose des fetalen Nullflusses und dann auftretenden CTG-Veränderungen wenigstens ein oder mehrere Tage lagen. Ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen konnte beim arteriellen Nabelschnur-pH gefunden werden (p = 0.0168): In Gruppe I zeigte sich ein durchschnittlicher pH-Wert von 7,10 und in Gruppe II von 7,22. Unsere Ergebnisse zeigen, daß sich der fetale Zustand, durch engmaschige CTG-Kontrollen überwacht, durchschnittlich innerhalb von 3 Tagen nach der Diagnose eines pathologischen Nullflusses in der Aorta deutlich verschlechtert. Eine Schnittentbindung erst zum Zeitpunkt der ersten pathologischen CTG-Veränderungen und nicht zum Zeitpunkt der dopplersonographischen Diagnose stellt unseres Erachtens das optimale geburtshilfliche Vorgehen bei diesen hochgradig gefährdeten Kindern dar, da auf diese Weise für das Kind noch wichtige Zeit gewonnen wird, die z.B. für eine Lungenreifeinduktion genutzt werden kann.

Abstract

An enddiastolic zero flow of the fetal aorta is one of the most important anomalies to be detected by fetal Doppler sonography. Subseguent birth management is controversial. At our clinic, 33 pregnancies (total of 33 fetuses) with this type of pathology in the Doppler ultrasound (US) were analysed. CTG was performed directly after the US examination, the birth management being decided upon according to CTG findings. Mean pregnancy duration at diagnosis was 30 + 1 weeks (23 + 5-37 + 6). All 33 fetuses showed an extensive retardation up to 4 weeks below the 50th percentile of the calculated week of pregnancy. An average period of 3 days (0-21) elapsed between diagnosis of zero flow of the fetal aorta and delivery. Caesarean section (CS) was performed in 27/33 (85%) of patients. The indication for all CSs was a pathological CTG. Only 5 children were delivered vaginally. All children were followed up. Only 6 had to be intubated primarily. The mean 5 min, apgar score of all other children was 8. Two groups were differentiated in the total study collective. In group I (n = 9) children were delivered due to a pathological CTG on the day of fetal zero flow diagnosis. Delivery in group II (n = 24) was performed one to several days after diagnosis of fetal zero flow and subseguent pathological CTG. The difference in the arterial umbilical cord pH between the two groups was significant (p = 0.0168): Group I 7.10 and Group II 7.22. Our findings show that fetal condition monitored closely by CTG clearly deteriorates within a mean of 3 days after diagnosis of a pathological flow in the fetal aorta. A CS at the time of the first pathological CTG, not at the time of Doppler US diagnosis, is in our opinion the optimal obstetric management of these fetuses at high risk, since important time can thereby be gained, eg. for pulmonal maturation.