Geburtshilfe Frauenheilkd 1995; 55(10): 592-598
DOI: 10.1055/s-2007-1023531
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Uterusruptur bei Abortinduktion mit Prostaglandinen im zweiten Trimenon

Rupture of the Uterus after Prostaglandin-Induced Termination of Pregnancy During the Second TrimenonW. Zieger, A. Leveringhaus, H. Pilch1 , A. Wischnik, F. Melchert
  • Frauenklinik im Klinikum Mannheim der Universität Heidelberg (Direktor: Prof. Dr. F. Melchert)
  • 1Pathologisches Institut (Direktor: Prof. Dr. U. Bleyl)
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Publication Date:
17 June 2008 (online)

Zusammenfassung

Anhand einer eigenen Kasuistik sowie Kasuistiken der letzten 14 Jahre wird auf die Vielfalt der Symptome bei der Uterusruptur im zweiten Trimenon, insbesondere aber auf die ersten Symptome bei einer sog. „stillen“ Uterusruptur hingewiesen. In der hier geschilderten Krankengeschichte kam es im Rahmen einer medikamentösen Abortinduktion in der 20./21. Schwangerschaftswoche bei einer 41jährigen Zweitgravida, Erstpara, im Zustand nach Sectio caesarea, zur „stillen“ Uterusruptur. Da, wie in unserem Fall, in über 50% der aufgezeigten Kasuistiken die „stille“ Uterusruptur mit erheblicher zeitlicher Verzögerung diagnostiziert ird, wird bei unklarer Symptomatik sowie bei unverändertem Vaginalbefund trotz mehrtägiger Abortinduktion der frühzeitige wie auch der wiederholte Einsatz von Ultraschalluntersuchungen (täglich ab dem 2. Einleitungstag) diskutiert. Im Rahmen der medikamentös induzierten vorzeitigen Schwangerschaftsbeendigung sollte auf die lokal applizierbaren Prostaglandine zur Zervixreifung nicht verzichtet werden, wobei ein 2zeitiges Vorgehen (Zervixreifung und Weheninduktion) zu empfehlen ist. Inwieweit im Rahmen der Abortinduktion im zweiten Trimenon bei der Anwendung und Dosierung von Prostaglandinen eine Einzel- bzw. Gesamtdosisreduktion zur Verhinderung einer Uterusruptur bei Risikopatientinnen von Vorteil sein könnte, ist zur Zeit noch unklar. Die im Hinblick auf eine Uterusruptur möglichen prädisponierenden Faktoren sollten bei der Anwendung von Prostaglandinen beachtet werden. Bei der Abortinduktion im zweiten Trimenon sollte beim Auftreten geringster Beschwerden stets die Uterusruptur mit in die Differentialdiagnose einbezogen werden.

Abstract

Based on our own experiences and on the literature of the past 14 years the variety of the presenting symptoms in patients suffering from ruptured uterus during the second trimenon are discussed, focussing especially on the first symptoms of a so-called “silent” uterus rupture. A 41-year old second gravida, first para - the healthy full-term child was delivered by Caesarean section - suffered a “silent” uterus rupture after termination of pregnancy at 20th/21st weeks' gestation. As more than 50 per cent of patients with “silent” uterus rupture are diagnosed with considerable delay, early and repeated ultrasound examinations should be performed in all patients with unexplained symptoms or if despite abortion induction for several days no progression of birth occurs. In an artificially induced abortion, prostaglandins should be topically applied to enhance cervix ripening, preferably as a biphasic treatment (first for cervix ripening, later induction of contractions). It is not yet clear whether a single or total dose reduction of prostaglandins used in labour induction in the second trimenon may help to prevent uterus rupture in patients at risk. Predisposing risk factors must be taken into account before applying prostaglandins. Uterus rupture should always be considered as differential diagnosis if problems occur in patients after induced abortion in the second trimenon.