Geburtshilfe Frauenheilkd 1995; 55(11): 628-633
DOI: 10.1055/s-2007-1023537
Zur Diskussion gestellt

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Intensivüberwachung des Feten sub partu - Bedeutung und Fehleinschätzungen

Intensive Intrapartum Feal Monitoring - Significance and MisjudgementsE. Saling
  • Institut für Perinatale Medizin, Berlin-Neukölln
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

In der gesamten Geschichte unseres Faches sind in der Geburtshilfe seit Hippokrates - also seit 2400 Jahren - niemals zuvor derart epochale, die Sicherheit des Kindes betreffende Fortschritte erzielt worden, wie in den letzten 30 Jahren. Dazu gehört auch die Intensivüberwachung des Feten sub partu. Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse haben gezeigt, daß schwere, durch Hypoxien verursachte Hirnschäden, weit seltener als bislang angenommen, sub partu entstehen. Daraus erwachsen, im Zusammenhang mit fraglichen Behandlungsfehlern, für die Rechtsprechung entsprechende Konsequenzen. So müssen Gutachter in Zukunft die Ursachen von fraglichen „Geburtsschäden“ sehr viel kritischer untersuchen und beurteilen. Bedauerlicherweise sind im Verlaufe dieser Entwicklung - aber auch aus anderen Gründen - einige Autoren zu der falschen Schlußfolgerung gekommen, daß der neuzeitlichen Intensivüberwachung des Feten sub partu grundsätzlich nicht mehr die Bedeutung beizumessen ist, die man ihr früher zugeordnet hat. Solche Ansichten sind einseitig und wissenschaftlich unhaltbar. Die Intensivüberwachung des Feten hat nämlich auch die wichtige Aufgabe zu erfüllen, die durchaus ernstzunehmende hypoxieund azidosebedingte Frühmorbidität, die fast alle wichtigen Organsysteme des Kindes in Mitleidenschaft zieht, zu minimieren. Deshalb ist ihr unter modernen medizinischen Erkenntnissen nach wie vor ein hoher Wert einzuräumen.

Abstract

The past 30 years have seen dramatic advances concerning safety of the unborn child unsurpassed during 2400 years before, i.e. since the time of Hippocrates. Part of these advances is fetal monitoring during labor. It has recently been recognized that severe brain damage due to intrapartum fetal hypoxia is more rare than previously assumed. Legal consequences are to be expected. Expert opinion ought to investigate and judge the cause of possible intrapartum fetal damage more thorougly and critically than it was customary. It is unfortunate that some authors in the framework of this development and for other reasons as well have come to the erroneous conclusion that the intensive intrapartum fetal monitoring is of less significance than previously believed. Such opinions are slanted and scientifically untanable. Intensive intrapartum fetal monitoring fulfills also the important task of reducing the early acidosis related morbidity which has to be taken seriously since it may affect nearly all important organsystems of the fetus and the newborn. Intrapartum fetal monitoring has o be considered of great value in regard to modern medical knowledge.