Geburtshilfe Frauenheilkd 1993; 53(2): 73-80
DOI: 10.1055/s-2007-1023641
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Adjuvante Chemo- und Hormontherapie des Mammakarzinoms

Adjuvant Chemotherapy and Hormonal Treatment of Breast CancerH. Sauer
  • Medizinische Klinik III, Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München (Direktor: Prof. Dr. med. W. Wilmanns)
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Publication Date:
18 June 2008 (online)

Zusammenfassung

In den zurückliegenden Jahren (zuletzt im Frühjahr 1992) wurden regelmäßig „Consensus Statements“ zur adjuvanten Hormon- und Chemotherapie bei Patientinnen mit primär operativ behandelter Mammakarzinomerkrankung herausgegeben. Die publizierten Tabellen wurden häufig als „Patentrezept“ angesehen, und sie endeten zuletzt in der häufig geäußerten Meinung, daß praktisch alle Patientinnen nach operativer Behandlung eines lokoregional begrenzten Mammakarzinoms irgendeiner adjuvanten systemischen medikamentösen Therapie zugeführt werden müßten. Tatsache ist aber, daß Teile dieser Empfehlungen in den Originalpublikationen als „Optionen“ genannt werden. Das muß aber heißen, daß nicht der Arzt alleine entscheiden und der Patientin nur eine angeblich gesicherte Therapiemodalität vorschlagen kann, sondern daß auch die Patientin nach intensivster Aufklärung (“informed consent”) mit in die Entscheidung einbezogen werden muß. Damit die Patientin wirklich frei entscheiden kann, muß ihr das Für und das Wider ausführlich geschildert werden (geringe Chancen für ein längeres Überleben und Nebenwirkungen der Therapie). Wenn die zuletzt gemachten Empfehlungen so gelesen werden, daß jetzt fast alle Patientinnen adjuvant behandelt werden, wird die Gruppe, die überhaupt keine adjuvante Nachbehandlung braucht, nie mehr definiert werden können. Das sind immerhin mindestens 50% aller Frauen, die jemals an einem Mammakarzinom erkrankt waren. Es muß die Pflicht der Ärzte sein, die letztere Gruppe zu definieren und hierzu sind weitere Studien mit einem nicht- oder plazebobehandelten Kontrollarm notwendig.

Abstract

During the past few years „consensus Statements“ on the adjuvant treatment of patients with breast cancer have been issued periodically (the last one in the spring of 1992). Many physicians have interpreted such a tabellary Synopsis as a “push-button” treatment, which is, of course, beside the point, since the text of the original publications for several subgroups of patients defines this treatment as “optional”. In fact, physicians cannot decide by themselves, which treatment a patient should have. All patients must be shown both sides of the medal, i.e. a small chance to live longer and the risk of side effects, and finally each individual patient has to decide for herseif on the basis of “informed consent”. In case of widespread acceptance, as mentioned by some authors, that nearly all patients should be treated in some adjuvant manner, a large group which does not need any adjuvant treatment at all, will remain undefined. This group comprises at least 50 % of all women ever treated for primary breast cancer. All physicians should consider it to be an urgent responsibility to define this group. This can be achieved only by means of studies, which include untreated or placebo-treated controls.