Geburtshilfe Frauenheilkd 1993; 53(2): 81-85
DOI: 10.1055/s-2007-1023642
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Bedeutung der PMN-Granulozyten-Elastase-Konzentrationsbestimmung im Plasma von Schwangeren mit vorzeitigem Blasensprung

The Importance of Determining the Concentration of PMN Granulocyte Elastase in the Plasma of Pregnant Women with Preterm Rupture of MembranesM. Kolben, F. Fischbach, H. Hofmeister, L. Fache, H. Graeff
  • Frauenklinik und Poliklinik der Technischen Universität München, Klinikum rechts der Isar (Direktor: Univ.-Prof. Dr. H. Graeff)
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Ätiologie des vorzeitigen Blasensprungs ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Man vermutet, daß verschiedene Faktoren (z. B. Koitusfrequenz) eine Rolle spielen. In diesem Zusammenhang sind zunehmend auch genitale Infektionen immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Das Hauptproblem nach vorzeitigem Blasensprung stellt das Fehlen der Barriere zwischen der keimbesiedelten Vagina und Zervix sowie der normalerweise sterilen Fruchthöhle dar. Durch eine aszendierende Infektion kann ein Amnioninfektionssyndrom (AIS) und in der Folge eine mütterliche und/oder neonatale Sepsis entstehen. Die normalerweise kontrollierten Entzündungsparameter (Temperatur, Leukozyten, Differentialblutbild und C-reaktives Protein) haben den Nachteil, daß sie oftmals erst dann pathologisch werden, wenn klinische Symptome bereits eine Infektion erkennen lassen (Fieber, druckdolenter Uterus, fetale Tachykardie). Bisher gibt es keinen zuverlässigen Laborparameter, der die frühzeitige Vorhersage einer sich anbahnenden Infektion gestatten würde. Wir berichten im folgenden über die diagnostische Wertigkeit von Plasma-Konzentrationsmessungen der PMN-Granulozyten-Elastase (einer Proteinase, die bei Entzündungsprozessen, wie z.B. Sepsis, in erhöhten Mengen im Plasma nachgewiesen wird) im Hinblick auf frühzeitige Erkennung eines sich anbahnenden AIS nach vorzeitigem Blasensprung. Es wurden 33 Patientinnen zwischen der 32.-42. SSW in die Studie aufgenommen, davon entwikkelten 15 ein AIS. Die PMN-Granulozytenelastase stellt bei Ansteigen der Plasmakonzentration über 32 ng/ml (Schwellenwert) im Unterschied zu den anderen beiden Parametern (Temperatur und Leukozytenzahl) bereits einen Tag vor der Entbindung einen biologischen Marker dar, der als ein statistisch signifikanter Prädiktor für die Entstehung eines AIS gilt (p = 0,02). Der relative prädiktive Wert des positiven Testergebnisses (geschätzt als odds ratio) lag bei 9. Niedrige Elastase-Werte schließen zwar eine Infektion nicht aus, hohe Konzentrationen weisen jedoch auf ein Infektgeschehen hin. Die Bestimmung der Elastasekonzentration scheint daher eine relevante Zusatzinformation im Hinblick auf die Entwicklung eines AIS nach vorzeitigem Blasensprung zu liefern.

Abstract

The aetiology of preterm rupture of membranes is not yet completely understood. Local infections of the vagina and cervix have attracted special attention during the last years. Ascending infection with subsequent chorioamnionitis is a common complication of preterm rupture of membranes. Recognition of the beginning of a chorioamnionitis is usually based on clinical symptoms and laboratory findings like white blood cell count and C-reactive protein. The purpose of this study was to find out the diagnostic value of elastase, a protease of polymorphonuclear granulocytes, which is known to be involved in inflammatory processes. Fifteen out of thirty-three patients with preterm rupture of membranes developed a chorioamnionitis. Elastase plasma concentration levels ≥ 32 ng/ml one day before delivery showed a significant correlation (p = 0.02) to the development of a chorioamnionitis. At this time neither white blood cell count, nor rectal body temperature showed significant correlations. Low elastase levels do not exclude an infection, whereas high levels indicate an infectious process. We conclude that elastase is a relevant marker of chorioamnionitis.