Geburtshilfe Frauenheilkd 1992; 52(5): 257-263
DOI: 10.1055/s-2007-1023745
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Senkung von Häufigkeit und Morbidität sehr untergewichtiger Frühgeborener nach mütterlichem Transport in ein perinatales Zentrum*

Regionalisation of High-Risk Pregnancies to a Perinatal Centre Reduces Morbidity and Incidence of Very Low Birth-Weight InfantsA. Luttkus1 , M. Rey2 , B. Metze2 , J. W. Dudenhausen1 , M. Obladen2
  • 1Universitätsklinikum Rudolf Virchow, Berlin, Frauenklinik Charlottenburg, Abteilung für Geburtsmedizin
  • 2Universitätsklinikum Rudolf Virchow, Berlin Charlottenburg, Kinderklinik, Abteilung für Neonatologie
* Mit Unterstützung durch das Bundesministerium für Forschung und Technologie, Förderschwerpunkt Public Health, Projekt C4
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Senkung der Mortalität und Morbidität von sehr untergewichtigen Frühgeborenen durch die Regionalisierung von Hochrisiko-Schwangeren konnte am eigenen Kollektiv bestätigt werden. Die Ursachen dafür sind vielschichtig. Die Unreife von Frühgeborenen stellt weiterhin das therapeutische Limit dar. Dies bedeutet zum einen frühzeitige Erfassung von Schwangeren, die gefährdet sind, ihr Kind zu früh zur Welt zu bringen, und zum zweiten, die Schwangere, die bereits mit dem Symptom der drohenden Frühgeburt in die Behandlung des Geburtshelfers kommt, intensiv zu behandeln, um die bestmögliche Prognose zu erreichen. Bei etwa einem Fünftel der Frauen, die wegen scheinbar bevorstehender Frühgeburt in unser perinatales Zentrum transportiert wurden, konnte die Geburt eines extrem untergewichtigen Kindes verhindert werden. Die Senkung der Mortalität, Morbidität und der Anzahl sehr kleiner Frühgeborener scheint möglich, wenn

  • die Verlegung der Schwangeren in ein perinatales Zentrum rechtzeitig erfolgt;

  • eine Verlängerung der Schwangerschaft und damit die antenatale Lungenreifeförderung durch Betamethason gelingt;

  • die Geburtsleitung schonend ist, also Hypoxämien, Schockzustände oder traumatisierende Entbindungen vermieden werden; dies bedeutet in Einzelfällen Schnittentbindung durch isthmo-zervikalen Längsschnitt;

  • die Primärversorgung durch einen erfahrenen Neonatologen erfolgt.

Beim heutigen Stand der Neonatologie kann ein wesentlicher weiterer Anstieg der Überlebensraten sehr untergewichtiger Kinder kaum noch erwartet werden. Ihre Zahl zu vermindern ist jedoch das größte Potential für eine künftige Reduktion der Säuglingssterblichkeit.

Abstract

An improvement in the mortality and morbidity of very low-birth-weight infants could be confirmed by the regionalisation of high-risk pregnancies. The immaturity of premature newborn limits the therapeutic success. Our aim is therefore on the one hand, to make an early diagnosis of patients at risk of threatened premature delivery, and secondly, to provide intensive therapy for women already showing symptoms of premature delivery, to achieve the best possible prognosis. A reduction in the number of very low birth-weight infants and their mortality and morbidity rate appears to be possible

  • if the pregnant women can be placed in a perinatal centre in good time;

  • if the pregnancy can be prolonged and fetal lung maturation can be induced by betamethasone;

  • if the delivery can be managed carefully, avoiding hypoxaemia, shock situations, and trauma; in certain cases this would mean performing a caesarean section by isthmo-cervical longitudinal incision;

  • if primary neonatal care is performed by an experienced neonatologist.

With the standard of neonatology as it is today, a considerable increase in the survival rates of very low birth-weight infants can hardly be expected. Nevertheless, to cut down their numbers is the biggest potential for the future reduction of the infant mortality rate.