Geburtshilfe Frauenheilkd 1991; 51(9): 722-728
DOI: 10.1055/s-2007-1023822
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Mütterliche Morbidität nach abdominaler Schnittentbindung in Abhängigkeit vom Keimbefall des Fruchtwassers und vom vorzeitigen Blasensprung

Maternal Morbidity after Caesarean Section in Relation to Bacterial Colonisation of the Amniotic Fluid and to Premature MembranesP. Berle, E. Weiss, D. Probst
  • Frauenklinik im Klinikum der Landeshauptstadt Wiesbaden (Direktor: Prof. Dr. P. Berle)
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Publication Date:
16 June 2008 (online)

Zusammenfassung

990 Krankenakten konnten retrospektiv ausgewertet werden bei Patientinnen, die wir in den Jahren 1983 bis einschließlich 1986 durch Kaiserschnitt entbunden haben. Bei einer Sectiofrequenz von 16,1% lag die perinatale Mortalität im Gesamtkrankengut bei 0,61%, im Kaiserschnittkollektiv bei 1,93%. Die mütterliche Mortalität betrug 0,09%. Untersucht wurden der Einfluß des Keimbefalles des Fruchtwassers, des vorzeitigen Blasensprunges, der Häufigkeit vaginaler Untersuchungen auf die postoperative Morbidität (Wundheilungsstörungen (2,4%), Fiebermorbidität (17%), Harnwegsinfektionsrate (19%). In 33,3% aller Fruchtwasserproben fanden sich Keime. Bei vorzeitigem Blasensprung war eine Fruchtwasserkontamination in 44,3%, bei fehlendem Blasensprung in 23,35% der Fälle nachweisbar. Der Keimbefall des Fruchtwassers beeinflußt signifikant die Wundheilungsstörungen und die Fiebermorbidität, während die Harnwegsinfektionsrate keinen Zusammenhang mit dem Keimbefall des Fruchtwassers aufweist. Der Keimbefall des Fruchtwassers ist abhängig von der Anzahl vaginaler Untersuchungen und vom Vorhandensein eines Blasensprunges. Bei mehr als 7 vaginalen Untersuchungen ist der Keimbefall signifikant erhöht. Auch der um 20% höhere Keimbefall nach Blasensprung ist statistisch gesichert. Der Blasensprung selbst hat jedoch keinen Einfluß auf die Fiebermorbidität noch auf die Harnwegsinfektionsrate. Wundheilungsstörungen sind allerdings bei vor- und frühzeitigem Blasensprung signifikant erhöht. Zur Senkung der Fiebermorbidität wäre nach diesen Ergebnissen eine Antibiotikumprophylaxe dann sinnvoll, wenn ein Keimbefall des Fruchtwassers nachgewiesen worden ist. Da diese kulturellen Ergebnisse jedoch zu spät für eine Prophylaxe vorliegen, muß überlegt werden, ob bei Vorliegen eines vorzeitigen Blasensprunges und bei mehr als 7 erfolgten vaginalen Untersuchungen im Sectio-Krankengut eine Antibiotikumprophylaxe durchgeführt werden sollte, da diese beiden Faktoren den Keimbefall des Fruchtwassers signifikant begünstigen.

Abstract

At the time of Caesarean section, amniotic fluid was collected transabdominally from 1025 patients. In 990 patients cultures were performed on the amniotic fluid. The incidence of Caesarean section of all patients was 16.1%, the perinatal mortality in all patients 0.61%, in cases of Caesarean section 1.93%. The influence of bacterial colonisation in the amniotic cavity was analised with respect to premature ruptured membranes and frequency of vaginal examinations on the maternal postoperative morbidity (wound-seroma and abscess 2.4%, febrile morbidity 17%, urinary tract infection 19%). Bacterial contamination was present in 33.3% of the amniotic fluid or uterine cavity, after ruptured membranes in 44.3%, without ruptured membranes in 23.35%. There is a significant influence of the positive cultured amniotic fluid on the wound healing and on the febrile morbidity, while the urinary tract infection has been not influenced. The bacterial contamination of the amniotic fluid is correlated to the frequency of vaginal examination and the presence of ruptured membranes. The following microbiologic isolates were found in the amniotic fluids: Staphylococcus epidermidis 36.38%, Streptococcus B 12.23%, Streptococcus D 10.3%, Escherichia coli 8.42%, Staphylococcus aureus 7.88%, Peptococci 3.26%, Streptococcus salivarius 2.99%, Bacterioides 2.4%. According to these data, patients with ruptured membranes of an interval of more than 12 hrs and with more than 7 vaginal examinations could be selected for antibiotic prophylaxis to achieve a reduction in febrile morbidity and in wound infection.

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