RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2007-1024233
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Multilokuläre Schilddrüsenektopie
Ectopic thyroid tissuePublikationsverlauf
Publikationsdatum:
25. März 2008 (online)

Zusammenfassung:
Anamnese und klinscher Befund: Eine 86jährige Patientin wurde 2 Tage vor dem Tod mit Verdacht auf Myokardinfarkt stationär aufgenommen. Anamnestisch waren eine Hypertonie und rezidivierende Gelenkschmerzen bekannt. Elektrokardiographisch und laborchemisch wurde ein akuter Myokardinfarkt diagnostiziert. Außerdem zeigte sich in den Laboruntersuchungen eine manifeste hyperthyreote Stoffwechsellage. Das Röntgenbild des Thorax ließ eine rechtsseitige pulmonale Raumforderung und eine regressiv veränderte Knotenstruma erkennen. Sonographisch wurde ein linksseitiger Colonprozeß festgestellt. Trotz intensivmedizinischer Maßnahmen starb die Patientin im kardiogenen Schock.
Autoptische Diagnose: Bei der Autopsie ergab sich das Bild eines transmuralen Myokardinfarkts mit septaler Herzwandruptur und Perikardtamponade. Im Rektum fand sich ein das perirektale Fettgewebe infiltrierendes, nicht metastasierendes Adenokarzinom der Rektumschleimhaut. Neben einer eutop gelagerten Knotenstruma zeigte sich histomorphologisch gleichartiges Schilddrüsengewebe in der Lunge in Form einer 10 cm großen unter der Pleura visceralis gelegenen Raumforderung, im kleinen Becken in Form einer 7 cm großen Tumormasse, im Skelett in Form einer den Lendenwirbelkörper 3 ausfüllenden Gewebsformation. Es ergaben sich keinerlei Malignitätskriterien. Herdförmig ließen sich sowohl in der eutopen Schilddrüse als auch in den ektopen Gewebsformationen neben histomorphologisch-Veränderungen einer partiell regressiven Knotenstruma Strukturmerkmale erkennen, die auf eine fokale Überfunktion hindeuteten.
Folgerung: Eine manifeste Hyperthyreose, die sich aus dem an der eutop gelagerten Schilddrüse erhobenen Befund nicht hinreichend erklären läßt, kann, wie dieser Fall zeigt, durch eine multilokuläre Schilddrüsenektopie verursacht sein, insbesondere dann, wenn Raumforderungen unklarer Entität im Rahmen der klinischen Diagnostik zur Darstellung kommen.
Abstract:
History and clinical findings: A 86-year-old woman was hospitalized two days before death. Her past history included essential hypertension and joint pain. Electrocardiography and laboratory findings revealed an acute myocardial infarction. Chemical laboratory examination demonstrated hyperthyreoidism. The x-ray of the chest showed a tumor-like mass in the right lung and a nodular goiter with focal changes. Sonographically a tumor in the left colon was diagnosed. Inspite of intensive care the patient died two days later of cardiogenic shock.
Autoptic diagnosis: The autopsy revealed a transmural myocardial infarction with rupture of the heart wall. An adenocarcinoma of the rectum infiltrating the perirectal fatty tissue was diagnosed. Metastases were absent. Additional to an eutopic nodular goiter there was ectopic thyroid tissue in the lung, as a tumour mass under the visceral pleura, in the pelvic cavity and in the skeleton. The histologic findings revealed a close resemblance to the thyroid gland in normal anatomical position. In small foci in the eutopic and ectopic thyroid tissues there were signs of hyperthyroidism. There was no evidence of malignancy.
Conclusion: One should always keep in mind that manifest hyperthyroidism, not explicable on the grounds of the thyroid findings in normal anatomical position can point to ectopic (multilocular) thyroid tissue, especially when there are »tumours« of uncertain origin.