Dtsch Med Wochenschr 1999; 124(5): 114-118
DOI: 10.1055/s-2007-1024251
Kasuistiken

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirbelkörperdestruktionen mit massiven Schmerzen durch das SAPHO-Syndrom

Vertebral destruction with severe pain in the SAPHO syndromeD. Hagemann1 , B. Pfaffenbach1 , G. Schmid2 , R. J. Adamek1
  • 1Medizinische Klinik I (Direktor: Prof. Dr. W. E. Schmidt) der Ruhr-Universität, St. Josef-Hospital, Bochum
  • 2Radiologische Klinik (Direktor: Prof. Dr. O. Köster) der Ruhr-Universität, St. Josef-Hospital, Bochum
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Anamnese und klinischer Befund: Ein 57jähriger Patient klagte über seit eineinhalb Jahren wiederkehrende, jetzt zunehmende, gürteiförmige nach ventral ausstrahlende Rükkenschmerzen. Bei der klinischen Untersuchung fielen initial mit Bläschen und Pusteln einhergehende ekzematöse Hautveränderungen an beiden Händen, eine Druckschmerzhaftigkeit im rechten Oberbauch, eine vergrößerte Prostata sowie eine deutliche Klopfschmerzhaftigkeit und Bewegungseinschränkung der Brustwirbelsäule bei ansonsten regelrechtem Körperstatus auf.

Untersuchungen: Radiologisch wurden eine deutlich vermehrte Sklerosierung mehrerer Brustwirbelkörper mit osteolytischen Destruktionen sowie ein paravertebraler Weichteiltumor festgestellt. Eine daraufhin durchgeführte Primärtumorsuche verlief ergebnislos. Im Knochenszintigramm zeigte sich als wegweisender Befund neben einer Nuklidanreicherung der Brustwirbelsäule auch eine Mehrbelegung der Sterno-Claviculargelenke ohne Mehrbelegung im LeukoScan®. Synoptisch wurde aus den erhobenen Befunden die Diagnose Synovitis-Akne-Pustulosis-Hyperostose-Osteomyelitis-Syndrom (SAPHO-Syndrom) gestellt.

Therapie und Verlauf: Unter antibiotischer und antiphlogistischer Therapie mit Clindamycin und Ibuprofen kam es zu einer raschen subjektiven und objektiven Befundbesserung.

Folgerung: Bei unklaren Knochenschmerzen, insbesondere, wenn sie mit Hautveränderungen einhergehen, sollte differentialdiagnostisch auch an das seltene SAPHO-Syndrom gedacht werden. Diagnostische Umwege können dadurch zum Wohl des Patienten abgekürzt werden.

Abstract

History and admission findings: A 57-year-old man had for the past 18 months complained of recurrent, recently worsening, belt-like backache radiating ventrally. On admission a skin rash consisting of blister and pustules was noted on the palms of both hands. He had pain on pressure over the right upper abdomen, an enlarged prostate and definite pain on percussing the vertebral column with restricted movement of the thoracic vertebral column, but no other physical signs.

Investigations: Radiology revealed clearly increased sclerosis of several thoracic vertebrae with osteolytic destruction and a paravertebral soft tissue tumor. Search for a primary tumor was unsuccessful. Bone scintigraphy demonstrated nuclide enrichment of the thoracic vertebrae and of the sternoclavicular joints without increase in the LeukoScan®. These findings indicated the diagnosis of SAPHO syndrome (synovitis-acne-pustulosis-hyperostosis-osteomyelitis).

Treatment and course: Rapid subjective and objective improvement followed the administration of clindamycin and ibuprofen.

Conclusion: In case of bone pain of uncertain aetiology, especially when associated with skin rash, the rare SAPHO syndrome should be considered in the differential diagnosis, avoiding lengthy diagnostic steps and allowing early treatment.