Dtsch Med Wochenschr 1999; 124(24): 749-754
DOI: 10.1055/s-2007-1024407
Originalien

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Außerklinische Notfallsituationen (Notfälle / Akutfälle) im Kindesalter

Prehospital emergencies in childrenH. Stopfkuchen1 , C. Wollermann2 , W. Krämer1
  • 1Universitäts-Kinderklinik (Direktor: Prof. Dr. F. Zepp) Mainz
  • 2Kinderklinik Kaiserslautern (Prof. Dr. G. Rupprath)
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Grundproblematik und Fragestellung: Das derzeit in Deutschland vorhandene System zur präklinischen medizinischen Versorgung von Notfallpatienten zählt weltweit sicherlich zu den leistungsfähigsten seiner Art. Analysen von Notfallpatienten, insbesondere aber von sogenannten Akutfällen im Kindesalter, fehlen aber weitestgehend. Es wurde deshalb Fragen zur Epidemiologie und zur Versorgung von präklinisch aufgetretenen Notfallsituationen (Notfälle und Akutfälle) im Kindesalter nachgegangen.

Patienten und Methodik: Vom 15. November 1994 bis 14. März 1995 wurden prospektiv die Kinder erfaßt, bei denen in der Stadt Mainz (etwa 200 000 Einwohner) der erstversorgende Arzt in den Kinderarztpraxen, in der Universitätskinderklinik und Kinderpoliklinik, in der Universitätsaugenklinik, in der Notdienstzentrale, in der Giftinformationszentrale und im Notarztwagen die Diagnose einer präklinisch aufgetretenen Notfallsituation stellte.

Ergebnisse: Von 390 ermittelten Kindern waren 62% 0-3 Jahre alt. 85% der Notfallsituationen ereigneten sich zu Hause. Der erstversorgende Arzt war in 71% ein Kinderarzt, in 14% ein Notarzt. 48% der Kinder wurden von ihren Eltern selbst in die Kinderklinik gebracht. Insgesamt wurden 32 verschiedene Diagnosen gestellt, davon acht öfter als zehnmal. Eine retrospektive Analyse von 386 Notfallsituationen ergab, daß in 12% eine akute Lebensgefahr bestand, somit ein echter Notfall vorlag. Bei »fehlenden« Enddiagnosen in 19% der Fälle bestand in 64% Übereinstimmung zwischen Erst- und Enddiagnose.

Folgerungen: In der Bundesrepublik Deutschland sind echte Notfälle im Kindesalter eher selten, Akutfälle und Notsituationen hingegen schon häufiger. Auch bei der Bewältigung dieser Situationen, in die meist junge Kinder geraten, fällt den Kinderärzten eine bedeutsame Rolle zu. Sowohl die Kinderärzte wie auch die Nicht-Kinderärzte sind mit den relevanten Notfall- und Akutfalldiagnosen im Kindesalter durchaus vertraut.

Abstract

Objective: To determine incidence and management of prehospital emergencies in children.

Methods: Between November 15, 1994 and March 14, 1995 in the City of Mainz (200 000 inhabitants) children with the diagnosis of a prehospital emergency were identified.

Results: 390 children were discovered, 62% in the age group 0-3 years. 85% of the emergency conditions occurred at home. In 71% the medical practitioner providing prehospital care was a paediatrician, in 14% an emergency physician. 48% of the children were transported to the Children's Hospital by the parents. 32 different types of emergency were diagnosed, 8 types more than 10 times. A retrospective analysis of 386 emergencies demonstrated an acute life-threatening situation in 12%. Lacking a final diagnosis in 19%, first and final diagnosis were identical in 64% of all children evaluated.

Conclusions: In Germany acute life-threatening emergencies are rare. Paediatricians are mainly involved also in the care of children with emergency conditions. Most pediatricians and nonpaediatricians are familiar with the relevant prehospital emergency conditions in the young children mainly concerned.