Zusammenfassung
Fragestellung: In Deutschland werden zunehmend mehr ältere Menschen mit chronischen Erkankungen durch ambulante Pflegedienste betreut. Über die Versorgung von älteren Diabetikern durch diese Dienste gibt es bislang keine Informationen. Ziel dieser Studie war es daher, durch eine systematische Befragung ambulanter Pflegedienste herauszufinden, welche Diabetiker wie betreut werden.
Patienten und Methodik: Nach Absprache der Gesundheitskonferenz im Kreis Heinsberg wurden alle dort tätigen ambulanten Pflegedienste über das zuständige Gesundheitsamt kontaktiert und gebeten, einen standardisierten Fragebogen auszufüllen. 23 der 24 im Kreis Heinsberg angesiedelten ambulanten Pflegedienste nahmen an der Studie teil und sandten auswertbare Antworten zurück.
Ergebnisse: Die 23 ambulanten Pflegedienste betreuten zum Befragungszeitpunkt 10/1998 bis 3/1999 insgesamt 337 bekannte Diabetiker, nach Angaben von 19 Diensten waren davon 79,6 % weiblich und 20,4 % männlich. Die Diabetesprävalenz lag bei allen ambulant betreuten Patienten bei 27,2 %. 231 Diabetiker (68,5 %) waren insulinbehandelt. Die Insulininjektion wurde bei 84,8 % vom Pflegedienst übernommen. Viele Diabetiker wiesen fortgeschrittene Sekundärkomplikationen auf (7,4 % mit Amputation, 20,8 % Erblindung, 4,2 % dialysepflichtige Niereninsuffizienz). Bei der überwiegenden Zahl der betreuten Diabetiker wurden nur sporadische Blutzuckermessungen durchgeführt. Nach Eigenangaben der ambulanten Pflegedienste werden die Füße der betreuten Diabetiker regelmäßig inspiziert. Bei 115 Diabetikern (34,1 %) war es in den vorangegangenen 12 Monaten zu einem oder mehreren Krankenhausaufenthalten gekommen.
Folgerung: Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse dieser Befragung, dass ambulante Pflegedienste vor allem insulinbehandelte Diabetiker in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium betreuen. Insgesamt scheinen die derzeitigen strukturellen Bedingungen in der ambulanten Pflege den Bedürfnissen eines modernen Diabetes-Managements nicht gerecht zu werden und damit verbesserungsbedürftig zu sein.
Abstract
Objective: The number of elderly people with chronic diseases receiving ambulant nursing care in the German population is continually increasing. However, little information is available on the quality of care of elderly diabetic patients. The aim of this study was to investigate the pattern of care provided for this group by such ambulatory nursing services.
Patients and methods: All ambulant nursing services in the county of Heinsberg, North-Rhine-Westphalia, were contacted and asked to answer a standardized questionnaire. 23 of the 24 services participated in the study and provided suitable answers. The study was conducted between October 1998 and March 1999.
Results: All services together took care of 337 persons with known diabetes mellitus, of whom 79.6 % were female and 20.4 % were male. The total diabetes prevalence among all patients was 27.2 %. 231 diabetic persons (68,5 %) were treated with insulin. Nurses administered insulin to 84.8 % of the patients. As expected many diabetics had severe late complications (7.4 % amputation, 20.8 % blindness, 4.2 % renal failure). In the majority of patients, blood glucose was monitored, but only occasionally, whereas urinary glucose was checked in only a few cases. Foot inspection and care were provided regularly. 115 diabetics (34.1 %) had at least one hospital stay during the previous 12-months period.
Conclusion: The results of this study indicate that ambulatory nursing services care mainly for insulin-treated diabetic patients in late stages of the disease. The current organisational structure not meet the requirements of modern diabetes management.
