Evaluation von HepatoConsult, einem hepatologischen
Expertensystem - erste Ergebnisse und Trends

Zusammenfassung

Grundproblematik und Fragestellung: HepatoConsult (HC) ist ein medizinisches Expertensystem auf der Basis des Expertensystem-Baukastens D3 zur Unterstützung der hepatologischen Diagnostik. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die diagnostische Kompetenz des Programms anhand klinischer Fälle prospektiv zu evaluieren.

Patienten und Methodik: Die diagnostische Kompetenz von HC wurde anhand von 106 aufeinander folgenden Fällen, davon 57 aus dem ambulanten und 49 aus dem stationären Bereich, prospektiv evaluiert. Die Fälle wurden in definierten Phasen der Diagnostik abgespeichert. Die jeweils von HC vorgeschlagenen Diagnosen wurden mit der klinischen Enddiagnose verglichen und zudem von 4 Ärzten nach Datenlage auf Plausibilität überprüft.

Ergebnisse: HC hat nach Anamnese und körperlichem Untersuchungsbefund in 60 % auf die hepatologische Hauptdiagnose hingewiesen, die als abschließende Behandlungsdiagnose von den betreuenden Ärzten angegeben worden war. Nach zusätzlich eingegebenen Befunden der klinisch-chemischen Basisuntersuchungen und der Sonographie gab HC in 85 % und nach Abschluß der Befunderhebung in 93 % die korrekte Diagnose an. HC hat ganz überwiegend Diagnosevorschläge unterbreitet, die nach Datenlage von 4 hepatologisch geschulten Ärzten als richtig angesehen wurden. In 56 % hat HC eine genauere Differenzierung der Diagnosen angegeben als die betreuenden Ärzte oder Differentialdiagnosen vorgeschlagen, die von ihnen nicht erwähnt wurden. HC hat nach Auffassung der evaluierenden Ärzte keine schwerwiegende Fehldiagnose vorgeschlagen.

Folgerung: HC ist ein computergestütztes Beratungssystem, das zur Lösung diagnostischer Probleme bei Patienten mit Lebererkrankungen und damit zur Qualitätssicherung in der Medizin nützlich sein kann.

Abstract

Background and objective: HepatoConsult (HC) is a medical expert system, based on the expert system building block D3, designed to aid in the diagnosis of liver and biliary tract disease. It was the aim of this study to evaluate its diagnostic competence in clinical cases prospectively.

Patients and methods: The diagnostic accuracy of HC was tested prospectively in 106 consecutive patients with the main diagnosis of liver disease. 57 were ambulant, 49 were in-patients. The data were obtained and stored at defined phases of the diagnosis. The diagnoses put forward by HC were compared with the final clinical diagnosis and, on the basis of the data, checked for plausibility by four experienced physicians.

Results: After history taking and physical examination HC put forward the main diagnosis, as established by the doctors in charge, in 60 % of patients. After addition of the results of basic laboratory tests and sonography, HC provided the correct diagnosis in 85 % and, after inclusion of all the findings, in 93 %. In almost all cases HC put forward diagnoses that were, on the basis of the supplied data, considered correct by the four physicians experienced in liver disease. In 56 % of cases HC provided more differentiated diagnoses or items in the differential diagnosis than the attending doctors. In the opinion of the four assessors HC had not put forward any seriously wrong diagnoses.

Conclusion: HC can be useful in solving diagnostic problems and thus in ensuring the quality of medical diagnoses.