Geburtshilfe Frauenheilkd 1990; 50(1): 8-14
DOI: 10.1055/s-2007-1026424
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Übertragung: Pathophysiologie und Klinik

Post-Date Continuation of Pregnancy: Pathophysiology and Clinical PictureH. Schneider, U. Herrmann
  • Universitäts-Frauenklinik Bern
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Der Umgang mit der Übertragung stellt für den Geburtshelfer eine besondere Herausforderung dar, der man nicht mehr mit dem starren Festhalten an schematischen Vorgehensweisen gerecht werden kann. Das Vorgehen ist nach wie vor umstritten und wird nicht zuletzt mitgeprägt von Ängsten der Mutter und möglichen juristischen Konsequenzen im Falle eines ungünstigen Ausgangs. Pathophysiologisch versteht man unter Übertragung eine fetale Versorgungsstörung, die Folge einer Beeinträchtigung der Plazentafunktion ist und am Ende der Schwangerschaft insbesondere bei Überschreiten des rechnerischen Geburtstermins manifest wird. Als Ausdruck der chronischen Hypoxie und eines gestörten Flüssigkeitsaustausches zwischen Mutter und Fet kommt es beim Feten zu Hämokonzentration und einer eingeschränkten Urinproduktion mit Abnahme der Fruchtwassermenge. Das Oligohydramnion ist sonographisch gut erkennbar, und die damit verbundene akute Bedrohung des Feten durch Nabelschnurkompression äußert sich im Cardiotokogramm durch sporadische variable Dezelerationen. Wir empfehlen die Geburtseinleitung, wenn das vertikale, maximale Fruchtwasserdepot kleiner als 3 cm ist oder wenn im CTG Dezelerationen auftreten. Bei nicht reaktivem „non stress test“ wird ein biophysikalisches Profil erhoben. Angesichts dieser Überwachungsmöglichkeiten ist eine generelle Einleitung aller Schwangerschaften jenseits eines bestimmten Gestationsalters nicht gerechtfertigt, sondern der moderne Geburtshelfer sollte eine differenziertere Lösung des Problems auch unter Berücksichtigung der Wünsche der Schwangeren anstreben.

Abstract

The postdate pregnancy remains an unresolved clinical problem with the threat of medicolegal consequences in cases of unfavorable outcome. Placental dysfunction leading to fetal hypoxia may develop in these pregnancies at any time and for the truly postmature fetus there is a considerable risk of asphyxia. Fetal hypoxia, accompanied with hemoconcentration due to a maternofetal fluid imbalance, leads to diminished fetal urine production and a reduced amniotic fluid volume, which can cause cord compression. According to this simplified pathophysiological cascade, the monitoring of postdate pregnancies should be based mainly on ultrasound assessment of amniotic fluid volume and cardiotocography. At our institution, instead of an obligatory induction of labor at a fixed gestational age, induction is performed when the largest amniotic fluid pocket measures less than 3 cm (vertical) or when variable decelerations of the fetal heartrate appear. A nonreactive nonstress test calls for a complete biophysical profile. As long as these monitoring techniques indicate fetal well-being, pregnancy is allowed to continue, especially in the presence of an incompatible condition of the cervix.