Pneumologie 2007; 61(4): 233-248
DOI: 10.1055/s-2007-959196
Leitlinie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Rehabilitation von Patienten mit Chronisch Obstruktiver Lungenerkrankung (COPD)[*]

S2 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW)Rehabilitation of Patients with Chronic Obstructive Pulmonary Disease (COPD)S2 Guideline of the German Society for Pneumology and Respiratory Medicine and the German Society for Rehabilitation Science (RGRW)J.  Fischer1 , M.  Schnabel1 , H.  Sitter2
  • 1Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Rehabilitationswissenschaften der Fakultät für Medizin
  • 2Universitätsklinikum Marburg, Institut für Theoretische Chirurgie
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Publication Date:
22 August 2007 (online)

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I. Präambel

1. Ziel der Leitlinie

Leitlinien stellen eine Orientierungshilfe für den klinischen Alltag dar. In ihnen wird das umfangreiche Wissen der beteiligten Berufsgruppen unter Beachtung der aktuellen Forschungsergebnisse zusammengefasst. Dieses Wissen wird den klinisch tätigen Ärzten und Therapeuten als konkrete und explizit ausformulierte Entscheidungshilfe zur Verfügung gestellt. Sie sollten als Handlungs- und Entscheidungskorridor gesehen werden, von dem in begründeten Fällen auch abgewichen werden kann.

Die vorliegende Leitlinie gibt Handlungsanweisungen und legt die notwendigen diagnostischen und therapeutischen Schritte für Patienten mit Chronisch Obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) fest. Ziel der Leitlinie ist, die Einschränkungen der Gesundheit und körperlichen Leistungsfähigkeit dieser Patienten zu reduzieren oder zu beseitigen und die Ursachen der Beschwerden aufzudecken.

2. Berufszielgruppen

Die vorliegende Leitlinie wendet sich an alle Berufsgruppen, die an der medizinischen Rehabilitation von Patienten mit COPD beteiligt sind. Dies sind die Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten, Sportlehrer mit Schwerpunkt Rehabilitationsmedizin, Ergotherapeuten, Krankenschwestern/-pfleger, Ernährungsberater/Ökotrophologen, Sozialarbeiter und Sozialpädagogen. Ferner wendet sich diese Leitlinie auch an die Leistungsträger und die Patienten.

3. Patientenzielgruppe

Die Leitlinie bezieht sich auf Patienten mit COPD. Hinweise, für welche Patientengruppe eine Rehabilitationsmaßnahme empfohlen wird, befinden sich in der Leitlinie unter dem Punkt 0 (Zustand).

4. Struktur der Leitlinie

Die Leitlinie wird auf Basis des therapiezielorientierten Leitlinienkonzeptes des Lehrstuhls für Rehabilitationswissenschaften der Universität Witten/Herdecke (Prof. Dr. med. J. Fischer) [1] anhand eines vorangestellten Algorithmus strukturiert. Der Algorithmus entspricht einem theoretisch idealen Ablauf während der Rehabilitationsmaßnahme. Jedem Zustands-, Entscheidungs- und Aktionsknoten des Algorithmus werden die vorliegenden Hinweise und Informationen zugeordnet. Hinsichtlich der Therapiemöglichkeiten geht die Leitlinie von den häufigsten Rehabilitations- und Therapiezielen aus und führt diejenigen Maßnahmen auf, die auf Basis der Forschungsergebnisse (Evidence Based Medicine) und aus Sicht der Expertengruppe (ermittelt im Rahmen eines Konsensusprozesses; siehe Report) am besten dazu geeignet sind, diese Ziele zu erreichen. Die daraus folgende Behandlung ist nicht als Summe aller Vorschläge zu verstehen. Die Leitlinie gibt Hinweise darauf, welche einzelnen Maßnahmen sinnvoll erscheinen und wie diese dementsprechend durchzuführen sind. Die Anwendung und Kombination der Maßnahmen obliegt den beteiligten Ärzten und Therapeuten vor Ort.

5. Strukturvorgaben der Rehabilitationseinrichtungen

Leistungserbringer im Bereich der stationären und ambulanten Rehabilitation sind gesetzlich zur Durchführung interner und externer Qualitätssicherungsprogramme verpflichtet (die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation [BAR] hat für die Qualitätssicherung und die Möglichkeiten der vergleichenden Analyse und Auswertung der Qualitätsdimensionen gemeinsame Empfehlungen nach § 20 Abs. 1 SGB IX erstellt) [2]. Die externen und von den Trägern verbindlich vorgegebenen Qualitätssicherungsprogramme spielen eine zunehmende Rolle bei der Belegungssteuerung [3]. Vorgesehen ist eine Harmonisierung der externen Qualitätssicherungsprogramme der Rentenversicherungsträger und der GKV: QS-Reha (gemeinsame Erklärung der Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenversicherung, der Spitzenverbände der gesetzlichen Unfallversicherung, des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger [VDR], der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte [BfA] und der Bundesknappschaft über eine Zusammenarbeit in der Qualitätssicherung der medizinischen Rehabilitation 1999).

Die Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin des Universitätsklinikums Freiburg (www.ukl.uni-freiburg.de/aqms) hat im Rahmen eines Projektes des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR), der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) (jetzt Deutsche Rentenversicherung Bund) und der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) Bewertungskriterien der Strukturqualität von Rehabilitationseinrichtungen verschiedener Fachrichtungen aufgestellt. Der entsprechende Artikel ist der Zeitschrift Gesundheitsökonomie und Qualitätsmanagement zu entnehmen [4]. Strukturqualität ist neben Prozess- und Ergebnisqualität eine Dimension der Qualitätssicherung.

6. Andere Leitlinien zum Themenbereich

  • Leitlinie der Deutschen Atemwegsliga/DGP, 2002 [5]. (Update für 2006 erwartet).

  • Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) COPD der KBV, BÄK und AWMF, 2006 [6].

  • American Thoracic Society/European Respiratory Society: Statement on Pulmonary Rehabilitation, 2006 [7].

  • GOLD, 2006 [8].

  • NICE Guideline No. 12, 2004 [9].

  • British Thorax Society, 2001 [10].

  • ACCP/AACVPR, 1997 [11].

Eine Bewertung der aktuellen Leitlinien ist auch dem Clearingbericht der Zentralstelle der Deutschen Ärzteschaft zur Qualitätssicherung in der Medizin GbR (ÄZQ) von 2004 zu entnehmen [12].

1 Gefördert durch den Verein zur Förderung der Rehabilitationsforschung e. V., Norderney und die Deutsche Rentenversicherung Westfalen, Münster