Zusammenfassung
Hintergrund: Die In-vitro-Fertilisation (IVF) ist ein etabliertes Verfahren in der Behandlung des unerfüllten Kinderwunsches, das eine weite Verbreitung gefunden hat. Im Rahmen der Behandlung steigt jedoch das Risiko von Mehrlingsschwangerschaften mit Frühgeburtlichkeit und vermutlich auch von Malformationen. Spezielle augenärztliche Untersuchungen sind bislang von Anteby et al. [1 Methoden: In einer retrospektiven Betrachtung analysierten wir die Krankenblattdokumentationen aller 30 Neu- und Frühgeborenen nach reproduktionsmedizinischer Behandlung (fast ausschließlich Mehrlingsschwangerschaften), die im Zeitraum von 2002 - 2004 in der Abteilung Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin betreut worden waren und einer ophthalmologischen Untersuchung unterzogen wurden. Eine aktuelle Verlaufskontrolle von 2005 trug zur Überprüfung der Entwicklung des Sehorgans bei. Ergebnisse: Systemische Fehlbildungen unterschiedlicher Ausprägung wurden bei 6 Kindern festgestellt. Hierzu gehörten kardiovaskuläre Fehlbildungen und ein Hämangiom. Malformationen des Sehorgans fanden sich bei einem Säugling männlichen Geschlechts (kongenitales Glaukom beidseits bei Fehlen des Schlemm’schen Kanals). Seine Zwillingsschwester litt unter kardiovaskulären Fehlbildungen. Der Vater der Kinder hatte ein OAT-(Oligo-Astheno-Teratozoospermie-)Syndrom mit einer Inversion am Chromosom 3. Eine therapiebedürftige Retinopathia prämaturorum wurde bei keinem Kind beobachtet. Schlussfolgerungen: Schwangerschaften nach reproduktionsmedizinischer Behandlung sind mit höheren Risiken und wohl auch einer erhöhten Inzidenz von Malformationen verbunden. Es wird in Zukunft zu prüfen sein, inwieweit systematische ophthalmologische Kontrolluntersuchungen bei den betreffenden Kindern empfehlenswert sind.
Abstract
Background: In-vitro fertilization (IVF) is an established procedure frequently used for the treatment of infertility. However, the risk of twin or triplet pregnancies with premature birth and presumably also malformations is increased in IVF/ICSI pregnancies. Specific ophthalmological examinations so far were published by Anteby et al., who reported about an increased incidence of ocular malformations. Methods: In a retrospective study we analysed the medical histories of 30 newborn and premature children born after IVF/ICSI (almost exclusive twin pregnancies) which were cared for in the department of neonatology and intensive care from 2002 to 2004 and had an ophthalmological examination. A follow-up control was carried out in 2005 to check the developmental status of the visual organ. Results: Systemic malformations such as cardiovascular malformations of different severity and haemangioma were diagnosed in 6 children. Malformations of the visual organ were only found in one male infant (congenital glaucoma because of missing Schlemm canal). His twin sister had showed a cardiovascular malformation. The father of these children suffered from OAT (oligoasthenoteratozoospermia) syndrome with an inversion at chromosome 3. Retinopathia prämaturorum requiring treatment was not observed in any child. Conclusions: Pregnancies following reproduction treatment are associated with a higher risk for malformations. Systematic ophthalmological examinations maybe considered in infants of IVF/ICSI pregnancies.
Schlüsselwörter
In-vitro-Fertilisation (IVF) - intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) - Infertilität - Frühgeburtlichkeit - Fehlbildung - Chromosomenaberration - OAT-(Oligo-Astheno-Teratozoospermie-)Syndrom
Key words
in-vitro fertilization (IVF) - intracytoplasmatic sperm injection (ICSI) - infertility - premature birth - malformation - chromosomal aberration - oligoasthenoteratozoospermia (OAT)
Literatur
riebelin@uni-greifswald.de
