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DOI: 10.1055/s-2007-963151
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Spektrometrische Messung der Sauerstoffsättigung in retinalen Gefäßen
Spectometric Measurement of Oxygen Saturation in Retinal VesselsPublication History
Publication Date:
22 May 2007 (online)


Durch die Einführung des Augenspiegels durch v. Helmholtz wurde die Mikrozirkulation der Netzhautgefäße einer direkten Beobachtung zugänglich und die Bedeutung der Funduskopie für generalisierte internistische Krankheitsbilder erkannt. Mit dem technischen Fortschritt ist die Ophthalmologie seit über 20 Jahren bemüht, neben dem deskriptiven Befund an den Netzhautgefäßen auch „harte” Messdaten zu definieren und damit die Diagnostik und Verlaufsbeobachtung zu untermauern.
Sowohl für Durchmesseränderungen an retinalen Arterien und Venen als auch für Flussgeschwindigkeitsmessungen wurden in der Vergangenheit Messtechnologien entwickelt. Für die Gefäßdurchmesser wurden in epidemiologischen Studien signifikante Zusammenhänge zur Inzidenz und Prävalenz des arteriellen Hypertonus [1] [2], zur Angina pectoris und weiteren kardiovaskulären Risiken und zum apoplektischen Insult [3] [4] nachgewiesen. Die Bestimmung von retinalen Gefäßdurchmessen kann heute durch die digitale Fotografie und automatisierte Auswertung in die klinische Routine übernommen werden.
Obwohl die Schwankungen der Sauerstoffsättigung ebenfalls Veränderungen der Mikrozirkulation hervorrufen [5] und die Atmung von 100 % Sauerstoff bereits vor 20 Jahren als Provokationstest in Untersuchungen genutzt wurde [6] [7], gibt es bisher keine nichtinvasive Messtechnologie, um auch diesen Parameter im arteriellen und venösen Stromgebiet zu bestimmen. Im vorliegenden Heft berichtet die Jenaer Arbeitsgruppe um Doz. Dr. Schweitzer über erste Erfahrungen mit einem neuen Spektrometer.
Sicher sind die Daten nicht kritiklos sofort in die klinische Routine zu übernehmen. Für den klinischen Einsatz des Gerätes in der Patientenversorgung sind noch mehrere Fragen zu beantworten. Dennoch scheint es möglich, dass die Messergebnisse dem Untersucher eine zusätzliche Auskunft über die Funktionstüchtigkeit der Gefäßautoregulation geben werden.
Als besonders auffällig erscheinen die Messdaten über den venösen Gefäßen der Netzhaut. Der Zugriff auf die tatsächlich dem Gewebe zur Verfügung gestellte Sauerstoffmenge über die Berechnung der arteriovenösen Differenz öffnet die Tür zu neuen pathophysiologischen Zusammenhängen. Profitieren könnten Patienten mit arteriellen und venösen Durchblutungsstörungen, Glaukompatienten sowie die große Zahl von Patienten mit Diabetes mellitus und Hypertonus.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die vorliegende Arbeit von Schweitzer und Kollegen eine stabile Ausgangsbasis für weitere Studien darstellt. Es bleibt zu wünschen, dass in größeren klinischen Studien Wege zum effizienten Einsatz am Patienten aufgezeigt werden.