Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2008; 13(3): 149-153
DOI: 10.1055/s-2007-963544
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kinderwunschbehandlung - Einfluss der Erstattungssituation auf die Behandlungsentscheidung der Patienten

Infertility Treatment - Impact of Co-Payment Situation on Treatment Decision of PatientsG. Wilke1 , M. Müseler-Albers2 , A. Tandler-Schneider3 , F. Gagsteiger4 , F. Abu Hmeidan5 , J. Tomanek6 , H.-J Held7
  • 1Kinderwunschzentrum Hildesheim
  • 2Kinderwunschzentrum Langenhagen
  • 3Fertility Center Berlin
  • 4IVF-Zentrum Ulm
  • 5IVF Praxisklinik Leipzig
  • 6TNS Healthcare München
  • 7IVF Praxisklinik Dresden
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Publication History

Publication Date:
16 June 2008 (online)

Zusammenfassung

Ziel: Die hier vorliegende Studie soll klären, ob der drastische Rückgang der Behandlungen bei Infertilität, nämlich ein Rückgang um über 50 % in 2004 gegenüber 2003 [1], auf die seit 2004 veränderte Erstattungssituation zurückzuführen ist. Diese veränderte Erstattungssituation bedeutet für die Patienten, dass sie nun 50 % der Behandlungskosten selbst zahlen müssen. Methode: Zwischen Juli und November 2006 wurden 68 Telefoninterviews durchgeführt mit Patientinnen, die im Zeitraum zwischen November 2003 und März 2006 zu einem Erstgespräch über Kinderwunschbehandlung in einer Arztpraxis erschienen sind, aber dann die Behandlung in dieser Praxis nicht angetreten haben. Resultate: Zwei Drittel der Befragten, die in einem ersten Gespräch über Therapiemöglichkeiten und Kosten informiert wurden, haben sich gegen eine Behandlung entschieden oder sind noch unentschlossen. Die Hauptgründe sind finanzieller Natur: Drei Viertel aller Befragten, die bisher keine Behandlung durchgeführt haben, gaben an, dass sie die Behandlung beginnen würden, wenn sich die Kostensituation günstiger gestalten würde. Fazit: Knapp die Hälfte der bisher nicht Behandelten würde die Therapie nur bei voller Kostenerstattung beginnen. Ein knappes Drittel würde die Behandlung beginnen, wenn der Eigenanteil pro Zyklus auf 200 bis 500 € abgesenkt würde. Bei einem Eigenanteil von über 1000 € pro Behandlungszyklus sinkt die Behandlungsbereitschaft drastisch ab. Der aktuelle Eigenanteil liegt jedoch laut Angaben der Befragten bei durchschnittlich 1800 € und wird vom Großteil der Befragten als eindeutig zu hoch empfunden. Die aktuelle Höhe des Eigenanteils führt daher zu einer kostenbedingten Behandlungsbarriere.

Abstract

Objectives: The present study should clarify whether the dramatic decrease in the treatments of infertility - drop of over 50 % in 2004 compared to 2003 - is caused through the changes of reimbursement situation in 2004. This new reimbursement situation means for the patients that they must now co-pay 50 % of the costs. Methods: 68 phone interviews were conducted between July and November 2006 with patients who visited a medical practice between November 2003 and March 2006 for a first consultation with a wish for a child, but who did not start the treatment in this practice. Results: Two third of the respondents who were informed during a first consultation about the possible therapies and related costs either decided against a treatment or are still hesitating. The main reasons for this are merely financial: three quarters of all respondents who did not undergo a treatment as yet state that they would start the treatment if the costs were lower. Conclusions: Just half of the patients who are untreated as yet would start the therapy under full reimbursement condition only. Just one third would start the treatment if their own contribution per cycle were cut down to 200 - 500 euros. The treatment disposition decreases drastically with a co-payment of over 1000 euros per treatment cycle. However, according to the respondents, their effective own contribution amounts to 1800 euros on average which most of them feel as being clearly too high. Thus the current rate of the co-payment leads to a cost-related treatment barrier.

Literatur

  • 1 Deutsches IVF Register: Jahrbuch 2004. 2004
  • 2 Knauer R. Praxisgebühr reduziert die Zahl unnötiger Arztbesuche. Berlin; Institut für Gesundheitswissenschaften der TU-Berlin 2005
  • 3 Statistisches Bundesamt Deutschland .Mikrozensus. 2006
  • 4 Kienbaum-Studie. Vergütung Leitende Angestellte 2004. 2004

1 TNS Infratest ist Mitglied im Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute (ADM) und arbeitet nach den Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) und allen anderen datenschutzrechtlichen Bestimmungen. TNS Infratest ist zertifiziert nach ISO 9001:2000 und nach DIN ISO 20252.

2 56 % aller Führungskräfte liegen in den Gehaltsklassen 50000 bis 100000 € im Jahr, 33 % verdienen zwischen 100000 und 150000 €, 11 % verdienen mehr.

Dr. med. Georg Wilke

Kinderwunschzentrum Hildesheim

Zingel 29 - 30

31134 Hildesheim

Email: mail@georg-wilke.de

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