intensiv 2008; 16(1): 18-23
DOI: 10.1055/s-2007-963736
Intensivpflege

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rabies - intensivmedizinische und intensivpflegerische Herausforderung - Teil 1

Raphael Veicht
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Publikationsdatum:
01. Februar 2008 (online)

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Zusammenfassung

Die Tollwut (Rabies, Lyssa) kommt beim Menschen europaweit nur noch äußerst selten vor. Die Relevanz für Pflegekräfte in Europa ergibt sich aus gelegentlich importierten Fällen nach Infektion in ausländischen Risikogebieten. Primär betrifft die Tollwut Tiere. Die Epidemiologie von humanen Tollwutfällen ist abhängig von der Zahl der tierischen Tollwuterkrankungen und vom Ausmaß menschlichen Kontakts zu diesen Tieren. Rabies wird durch eine Reihe verschiedener Stämme hoch neurotroper Viren verursacht. Die Infektion von Menschen erfolgt meist durch den Biss eines infizierten Tieres. Nach der Übertragung des Virus erfolgt eine Vermehrung im Bereich der Bissstelle und eine anschließende Ausbreitung vom peripheren (PNS) zum zentralen Nervensystem (ZNS). Hier kommt es schließlich zur progredienten Enzephalomyelitis. Im klinischen Verlauf der klassischen Rabies kommt es nach Infektion, Inkubation und Prodromalstadium zum akuten neurologischen Syndrom. Hier zeigt sich die rabiestypische Symptomatik mit progredienten Bewusstseinsstörungen, agitierten und desorientierten Verhaltensstörungen, phobischen Spasmen (Aerophobie, Hydrophobie) und eine oft ausgeprägte autonome Dysregulation. Im weiteren Verlauf folgen Koma und Tod. Die diagnostische Sicherung gestaltet sich wie die Therapie schwierig. Wichtig ist deswegen die Präexpositionsprophylaxe vor Reisen in Ländern mit endemischer Tollwut sowie eine sofortige Postexpositionsprophylaxe nach jedem Kontakt zu einem möglicherweise tollwütigen Tier. Kommt es zur Aufnahme eines Tollwutkranken in der Klinik, stehen zunächst hygienische Aspekte im Vordergrund. Notwendig ist eine strikte Isolierung. Schutz vor Speichel und Endotrachealsekret muss gewährleistet werden. Sowohl bei innerklinischen Transporten als auch im Umgang mit Labormaterial müssen besondere Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Im Stadium des akuten neurologischen Syndroms gestaltet sich die Pflege eines Rabiespatienten besonders schwierig. Hier müssen vor allem äußere Reize (Luftzug, Wasser, Lärm) als Auslöser von phobischen Spasmen vermieden werden. Auch die charakteristischen Kreislaufstörungen (v. a. Asystolien) im Rahmen der autonomen Dysregulation erfordern eine besondere Überwachung. Bei der Pflege in der Endphase einer Rabiesinfektion steht die Palliativpflege im Vordergrund. Die Betreuung der Angehörigen bedarf ebenfalls besonderer Aufmerksamkeit.