Sowohl das stumpfe als auch das penetrierende Abdominaltrauma stellen nach wie vor
eine Herausforderung im klinischen Alltag dar. Insbesondere die Verletzung großer
Gefäße oder parenchymatöser Organe kann durch Massenblutungen schnell zum hämodynamischen
Schock und zur Verbrauchskoagulopathie führen. Das Zeitintervall zwischen Verletzung
und Beginn chirurgischer Maßnahmen bestimmt hier neben der Art der präklinischen Rettung
und initialen Volumenersatztherapie entscheidend die Prognose des Patienten.
Somit erfordert das Abdominaltrauma ein strukturiertes Management mit dem Ziel einer
raschen Diagnostik und Therapie zur Senkung der Morbidität und Letalität. Entsprechende
Behandlungsalgorithmen sollten daher an allen versorgenden Zentren implementiert sein.
Bei Gefäß-, Leber- und Milzverletzungen besteht die primäre Herausforderung in der
Beherrschung vital bedrohlicher Blutungen. Die Therapie von Hohlorgan- und Pankreasverletzungen
zielt vor allem auf die Vermeidung septischer Komplikationen. Hierbei gilt es, die
chirurgische Therapie dem Verletzungsmuster sowie der Allgemeinsituation des Patienten
anzupassen.
Ziel aller Behandlungsalgorithmen muss es sein, durch entsprechende klinische und
bildgebende Untersuchungen Organverletzungen nachzuweisen oder auszuschließen sowie
Indikationen für eine operative Therapie zu überprüfen. Gerade bei stumpfen Verletzungen
können 60 - 80 % der Patienten konservativ therapiert werden, aber auch beim penetrierenden
Trauma setzt sich zunehmend das selektive Management zur Vermeidung unnötiger Laparotomien
durch. Dabei stellen bei hämodynamisch stabilen Patienten heute sowohl die Laparoskopie
als auch interventionelle Verfahren wertvolle zusätzliche Therapieoptionen dar.
Zum Vertiefen und Weiterlesen
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Dr. med. Claudia Hindel
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Klinik für Chirurgie
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23538 Lübeck
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